Bei dem Termin bahnt sich ein Besitzerwechsel an, denn dem Vernehmen nach gibt es mindestens einen Interessenten. Die Immobilie mit einer Gesamtfläche von rund 2600 Quadratmetern steht seit Ende 2012 unter Zwangsverwaltung. „Der Anspruch, der geltend gemacht wird, beträgt 3 Millionen Euro“, sagt Amtsrichter Jens Buck auf Anfrage des Stadt-Anzeigers. Ein Gerichtsgutachter schätzt den Verkehrswert des Gebäudes allerdings nur auf 2 373 500 Euro. Bei einer Versteigerung wird vermutlich sogar deutlich weniger erzielt.
Der ursprüngliche Eigentümer des Gebäudes war die Yarnton Holding Incorporated aus Liechtenstein. Das Aktienunternehmen ging jedoch bankrott und wurde mittlerweile aus dem Handelsregister gelöscht. Der Gläubiger ist die SEB AG, ein Tochterunternehmen einer großen schwedischen Bank.
Im Auftrag des Zwangsverwalters versuchte ein Immobilienunternehmen aus Berlin bislang vergeblich, das Gebäude auf dem freien Markt zu verkaufen. Die JOVI Real Estate bietet das Objekt für 2,5 Millionen Euro an. Von dieser Summe wird der Eigentümer bei der Zwangsversteigerung aber wohl nur einen Bruchteil erhalten.
„Es handelt sich um die erste Zwangsversteigerung, sämtliche gesetzlichen Grenzen gelten noch“, erläutert Buck. Demnach müssen die Interessenten mindestens die Hälfte des Verkehrswertes bieten. Sollte das Endergebnis der Versteigerung weniger als 70 Prozent des Verkehrswerts betragen, darf der Eigentümer sein Veto gegen die Versteigerung einlegen.
Die Immobilie besteht aus 22 Teilobjekten. Sie umfasst sieben Laden-, fünf Betriebs- und zwei Lagerräume sowie acht Doppelparkplätze. Die Ladenfläche ist beinahe 1900 Quadratmeter groß. Auf die Geschäfte in der Ladenzeile - darunter auch der Netto-Markt - wird der Besitzerwechsel aber wohl zunächst keine Auswirkungen haben. Der Discounter will seinen Standort in der Limmerstraße 15 sogar noch stärken. „Eine Modernisierung des Marktes ist für das laufende Jahr geplant“, sagt Netto-Unternehmenssprecherin Christina Stylianou. Die Planungen würden diesbezüglich aber noch in den Anfängen stecken.
Die Ladenzeile wurde in den frühen Siebzigerjahren gebaut und ist offensichtlich veraltet. Auch die Objektbeschreibung des Amtsgerichts schildert die Ausstattung als nicht mehr zeitgemäß. Die JOVI Real Estate beschreibt den Zustand als „gepflegt“.
Immerhin gibt es laut Amtsgericht eine Instandhaltungsrücklage in Höhe von rund 78 600 Euro. Dieses Geld kann der zukünftige Eigentümer für Reparaturen und Modernisierungen einsetzen. „Die Rücklage ist unter Berücksichtigung der Größe, des Alters und des Unterhaltungszustands der Anlage als unterdurchschnittlich anzusehen“, lautet allerdings das Urteil des Gerichtsgutachters.
Die Zwangsversteigerung findet am Mittwoch, 10. Februar, ab 10 Uhr in Saal 2048 im Amtsgericht, Volgersweg 1, statt.
Von Christian Link