Unter dem Titel „IHMpressionen“ hatten sie 35 Bilder von Fundstücken aus dem Betonbau der Siebzigerjahre zusammengestellt. „Damit soll auf die schönen, ästhetischen Seiten dieses Ortes aufmerksam gemacht werden, die manchmal erst auf den zweiten Blick zu erkennen sind“, erläutert Ulrich Berding vom Stadtplanungs- und Architekturbüro Plan zwei, der als Lehrbeauftragter das Projekt leitet.
"Wollen zeigen, dass das Ihnezentrum kein Schandfleck ist"
„Wir wollen zeigen, dass das Ihmezentrum kein Schandfleck ist, sondern ein Kunst-, Kultur- und Sozialraum, dessen Fläche viel Potenzial für Kreativität bietet“, ergänzt Studentin Lotta Braunert das ambitionierte Anliegen der elf Studierenden. Mit dabei: Inken-Marie Behrens, Barbara Beilke, Maximilian Dawid, Lea Hoffmann, Constanze Kropp, Marco Petlusch, Mona Reichert, Nanke Simon, Charlotte Soppa, Anna-Lena Vollheyde. Zusammen mit ihnen hat die 24-Jährige innerhalb von drei Wochen das Ihme-Zentrum durchstreift, die künstlerischen Fundstücke ausgewählt und fotografiert. Die Fotos wurden in der Uni bearbeitet und dann von dem Team gerahmt und aufgehängt, wobei es die Kosten aus eigener Tasche finanzierte.
Graffiti, Malerei und Fotoreproduktionen
Zu sehen sind Graffiti, Malereien und Fotoreproduktionen aus ganz verschiedenen Ecken des Ihme-Zentrums. „Das hier ist für uns das Kernstück der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Bau“, erklärt Lotta Braunert beim Rundgang durch die improvisierte Galerie und zeigt auf die Fotografie von zwei Männern mit Kaffeetassen in der Hand. Sie stellen eine Szene aus dem Film „Pulp Fiction“ dar und sind im Original von der Benno-Ohnesorg-Brücke aus zu sehen. Ein anderes Foto zeigt eine ländliche Idylle mit Bauernhaus, gemalt im impressionistischen Stil. „Das haben wir an einem Balkon entdeckt“, verrät Lotta Braunert. Es ist das einzige, das tatsächlich gemalt wurde, während die anderen vor allem gesprühte Werke mit gegenständlichen und abstrakten Motiven und in unterschiedlichen Formaten sind, gefunden an Säulen und Wänden.
"Das ist eine schöne Bestätigung"
Die Idee der „IHMpressionen“ findet Anklang: Über 140 Gäste kamen zur Vernissage in den ansonsten unwirtlichen Ort, den die Studierenden in festlicher Kleidung mit Sektempfang und Musik von Chopin aufgepeppt hatten. Am Ende des eintägigen Events haben 24 der 35 Bilder gegen eine Spende den Besitzer gewechselt - damit sind die Kosten für die Ausstellung gedeckt. Lotta Braunert wünscht sich mehr solcher Events: „Das ist eine schöne Bestätigung, das im Ihme-Zentrum vieles möglich ist und es sollten mehr Aktivitäten hier stattfinden. Schließlich lebt die Stadt davon, dass sich die Bürger den Raum aneignen!“
Von Sonja Steiner