Rund 60 Schülerinnen und Schüler haben bei der 22. Regionalen Kinderkonferenz in der Henning-von-Tresckow-Grundschule Ideen für ihren künftigen Schulalltag entwickelt. In fünf Arbeitsgruppen sammelten sie Gedanken und Wünsche zum Thema „Einen ganzen Tag in der Schule - was brauchen Schüler?“. Seit 2005 werden die Kinderkonferenzen etwa zweimal pro Jahr vom „Netzwerk: Demokratie von Anfang an“ in Kooperation mit dem Verein Politik zum Anfassen veranstaltet. Dieses Mal waren Schüler, Lehrkräfte und Sozialarbeiter von 24 Grundschulen aus ganz Hannover dabei.
Ziemlich vielfältig waren die Aspekte, unter denen die Kinder das Konferenzthema angingen. So gestaltete eine Arbeitsgruppe einen Wochenstundenplan nach ihren Wünschen und Vorstellungen. Dabei sollten die Grundschüler selbstständig überlegen, welche Fächer sie haben wollen und wie Pflichtunterricht und Wahl-AGs über den Tag verteilt werden. Auch Fächer, die es bislang in der Schule nicht gibt, durften notiert werden. Mit durchaus überraschenden Ergebnissen: Auf dem Stundenplan fanden sich als Praxisfächer Backen, eine Tierstunde und eine Garten-AG, außerdem Wissenschaft, Politik, eine Manager-AG (!) und eine Spielstunde. Aber auch bekannte Fächer wie Mathe, Deutsch, Englisch, Kunst und Sport wurden berücksichtigt.
Die weiteren AGs befassten sich mit der Einrichtung von Innenräumen und Schulhöfen, mit der Entwicklung von Traum-AGs sowie der Erstellung eines Wunsch-Essensplans. „Ich fand es sehr beeindruckend, wie international und bunt der Speiseplan gestaltet wurde“, sagt Insa Reichwehr, Leiterin der Grundschule Tiefenriede (Südstadt). Das zeige, wie gut Integration in manchen Bereichen bereits gelungen sei. Auf dem Plan fanden sich neben typisch deutschen Gerichten wie Bratwurst, Nudelauflauf oder Milchreis Essen ganz verschiedener Kulturen und Nationalitäten wie Spaghetti, Sushi, chinesische Nudeln, Döner und gefüllte Paprika. Ebenfalls beeindruckt hat Reichwehr, wie viel Pause und wie viele Spiel- und Bewegungsangebote die Kinder haben wollen: „Das spricht für eine gute Körper- und Selbstwahrnehmung.“
Tresckow-Grundschulleiterin Ulrike Nötel sieht die Kinderkonferenz in erster Linie als Zukunftswerkstatt: „Im Anschluss daran sichtet jede Schule mit ihrem Schülerrat oder ihrer Schülervertretung die gesammelten Ideen und überlegt, welche davon es bereits heute gibt und welche künftig umgesetzt werden können.“ Als übergeordnetes Ziel der Konferenzen bezeichnet deren Initiator Frank Post vom „Netzwerk: Demokratie von Anfang an“, Kinder ernst zu nehmen, sie mündig zu machen und so Demokratie bereits im Grundschulalter erfahrbar zu machen. Gemeinsam mit den anwesenden Lehrkräften wolle er sie als junge Wesen verstehen, die nicht nur eigene Interessen und Wünsche, sondern schon sehr konkrete Vorstellungen davon haben, wie man - auch in der Schule - gut zusammenleben kann. Mitveranstalterin Monika Dehmel, Geschäftsführerin des Vereins Politik zum Anfassen, ist von den Ergebnissen angetan: „Ich habe mir bei dieser Konferenz einen kreativen Austausch der Kinder und Erwachsenen verschiedenster Schulen gewünscht und freue mich, dass dies großartig gelungen ist.“ Der Verein organisiert auch das Planspiel „Pimp Your Town“ (in etwa: „Verschönere deine Stadt“), bei dem Schüler spielerisch in die Grundlagen der Kommunalpolitik eingeführt werden.
Von Andreas Haude