Schinkengriller, Bratcurry oder einfach mit Senf. Auf dem Schützenfest geht es an vielen Ständen um die Wurst. Eine ganz besondere Variante darf dabei in Hannover seit fast 100 Jahren nicht fehlen. „Ahrbergs Bouillonwurst“ ist eine Spezialität mit (Festplatz-)Geschichte, die allerdings droht in Vergessenheit zu geraten. Nur in der Festhalle Marris, dem Traditionszelt der Schützen, gibt es sie noch, die würzige Brühwurst aus Linden.
Der feine Unterschied
„Wenn sie in eine Bouillonwurst essen, dann beißen sie rein und saugen ein bisschen die Bouillon ein“, beschreibt Willi Gramann den feinen Unterschied, der die Bouillon- von der Bockwurst unterscheidet. Der Fleischer aus Pattensen produziert die Spezialität seit 2001 nach dem Originalrezept, dass der Lindener Wurstfabrikant Fritz Ahrberg 1920 erfand. Ein Hauch von Sellerie und anderem Gemüse verleiht dem Fleisch eine außergewöhnliche Note - ungehobelte Esser mag das an Maggi-Aroma erinnern. „Neben der Bratwurst war die Bouillonwurst auf dem Schützenfest lange Zeit die Nummer Eins,“ sagt Gramann.
Die hiesigen Fleischer, lieferten sich in der Festwoche eine regelrechte Werbeschlacht um die Wurst. Im Juli platzierten alle, die auf dem Festplatz vertreten waren, ihre Anzeigen prominent in den Zeitungen. „Infolge ihrer großen Beliebtheit sind in allen größeren und besseren Zelten nur Ahrbergs Würstchen vertreten“, wandte sich Fritz Ahrberg in der Schützenfestwoche 1913 in den „Hannoverschen Tagesnachrichten“ an die Besucher. In späteren Jahren warb er explizit mit der Brühwurst. Mit einem Seitenhieb auf die Konkurrenz bemerkte Ahrberg, dass er die „billigen Würstchen, welche auf dem Festplatz angepriesen werden“, selbstverständlich nicht gut heiße und von deren Verzerr dringend abrate. Der König der hannoverschen Fleischer selbst engagierte sich als bedeutender Unternehmer und Ehrenmitglied der Schützengesellschaft Linden, typisch für die Zeit, auch für das Schützenwesen. Bis heute wird jährlich die Festscheibe Fritz Ahrberg ausgeschossen, deren Verleihung nun Willi Gramann obliegt.
Heute gibt es Ahrbergs Bouillonwurst à la carte in der Festhalle Marris –für 3,50 Euro pur und 5,50 Euro mit Kartoffelsalat. Klassischer lässt sich auf dem Festplatz nicht speisen.
Von Mario Moers