Techniker und Ingenieure haben nun bestätigt, was die Bahn schon befürchtet hatte: Große Teile von Hannovers Hauptbahnhof sind ein Sanierungsfall. Die Bahn hat deshalb mit konkreten Planungen begonnen, unter anderem spielt sie Zeitabläufe durch. Sie will mit den Arbeiten im Frühjahr 2019 beginnen. Ins Haus stehen dann massive Auswirkungen auf den Zugverkehr, auf den Fußgängerverkehr im Gebäude und auf das Umfeld des Bahnhofs - und zwar für die Dauer von mindestens zehn Jahren.
„Wir haben tragende Teile der Bahnhofskonstruktion im Sommer von Statikern untersuchen lassen“, sagt Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis. Die Fachleute sind zu dem Befund gekommen, dass die fünf sogenannten Gleisbrücken marode sind, auf denen die Bahnsteige und Schienenstränge liegen und die die darunterliegende Promenade überspannen. Abbruch und Neuaufbau sind anspruchsvoll. Um alles auf einen Schlag zu erledigen, müsste man einen der wichtigsten deutschen Umsteigebahnhöfe für zwei Jahre komplett sperren. Weil das undenkbar ist, werden die Brücken nacheinander ausgetauscht, wodurch sich die lange Bauzeit erklärt. „Immerhin halten alle Brücken bis 2019. Wir müssen keinen Bahnsteig sofort stilllegen“, sagt Meyer-Lovis.
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Was Sie zur Sanierung des Hauptbahnhofs wissen müssen: Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.
Mit den Arbeiten ist eine Modernisierung der Bahnsteige verbunden. Sie erhalten neue Beläge, Beleuchtungsanlagen, Dächer, Sitzgelegenheiten und Kioske. Auch die Rolltreppen müssen ausgetauscht werden. Für das große Empfangsgebäude am Ernst-August-Platz sehen die Ingenieure keinen Sanierungsbedarf, weil inzwischen beim Brandschutz nachgebessert worden ist.
„Planung und Umsetzung müssen sitzen, weil es wenige Zeitfenster für Sperrpausen gibt“, heißt es vonseiten der Bahn-Tochter Station und Services, die die Federführung hat. Anspruchsvoll ist vor allem die Abwicklung des Zugverkehrs während der zehnjährigen Bauphase; schließlich bestehen im Hauptbahnhof wegen des wachsenden Bahnverkehrs jetzt schon Kapazitätsengpässe. Möglicherweise werden zusätzliche Gleise auf der Raschplatzseite gebaut. Für Fernverkehrszüge bestünde die Option, sie zum Teil im Messebahnhof stoppen zu lassen. Fahrgäste müssten dort umsteigen. Keine konkreten Aussagen trifft die Bahn zu den Kosten. Zunächst war eine Summe von knapp 160 Millionen Euro genannt worden. „Wir rechnen neu und können ohnehin zunächst nur eine Grobkostenschätzung abgeben“, sagt Meyer-Lovis.
Beeinflussen wird das Projekt den gesamten Bereich rund um den Hauptbahnhof - wegen des Baustellenverkehrs und möglicherweise auch, weil Einrichtungen aus dem Gebäude übergangsweise in Container auf dem Ernst-August- oder den Raschplatz ausgelagert werden müssen. Einen Vorgeschmack gibt es schon im Jahr 2018. Dann wird die Bahn die Brücke über der Königstraße sanieren, was ebenfalls große Auswirkungen auf den Zug- sowie auf den Autoverkehr in der Innenstadt haben dürfte.
Animation: Die Auswirkungen der Sanierung