Das Programm „Wo sie ruhen: Berühmte Grabstätten auf historischen Friedhöfen in Deutschland“ wurde von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien finanziert und wird von der Stiftung Historische Kirchhöfe und Friedhöfe in Berlin-Brandenburg getragen. Hannovers Gartenfriedhof ist der einzige in Niedersachsen, der an dem Projekt teilhaben durfte.
Als Kleinod Hannovers hatte Stephan Weil den Friedhof einst bezeichnet, dessen Renaissance-Gräber unter anderem Goethes Werther-Lotte (eigentlich Charlotte Sophie Henriette Kestner, geborene Buff) oder die Astronomin Caroline Herschel beherbergen.
37 Friedhöfe bundesweit nehmen an dem App-Projekt teil. Mit einem virtuellen Audioguide, gesprochen vom Schauspieler Hans-Jürgen Schatz, wird der Besucher über das jeweilige Gelände zu den einzelnen Grabstätten geführt und erhält Informationen zur Biografie des Verstorbenen und zur Ikonografie des Baudenkmals.
Der Gartenfriedhof wurde 1741 vor den Stadtmauern angelegt und sollte den sogenannten Gartenleuten – Bauern, die ihre Felder und Beete vor dem Aegidientor beackerten – als letzter Ruheort dienen. Doch seit dem 19. Jahrhundert fanden auch die „hübschen“ Hannoveraner, also die Gutsituierten, hier ihre letzte Stätte, wovon die zahlreichen klassizistischen Denkmäler zeugen. Der Friedhof hält außerdem manches Kuriosum bereit: Schon im 19. Jahrhundert avancierte er zur Tourismusattraktion, als sich das Grab von Henriette Juliane Caroline von Rüling öffnete, weil eine wachsende Birke die Platte verschob. Die Trennung der Inschrift eines anderen Grabes („Heinrich Andre / as Jakob Lutz“) sorgte bald für die Titulierung „Menschenfressergrab“.
Der Unterstützerverein Renaissance Gartenfriedhof, der sich um eine Aufwertung des Gartendenkmals kümmert, sieht die Aufnahme in das App-Programm als Anerkennung seiner Arbeit. Die pensionierte Garten- und Landschaftsarchitektin Viktoria Krüger hatte dank ihrer Kontakte zur Projektplanerin Christa Ringkamp den Friedhof ins Spiel gebracht, sie hat auch die Texte zu den 25 in der App aufgenommenen Gräbern des Friedhofs geschrieben.
2011 gegründet, konnte der Renaissance-Verein bereits etliche Patenschaften für Gräber vermitteln. Die Paten helfen, die Gräber zu schützen. Noch nicht gelöst ist hingegen der Konflikt um die Alkohol- und Drogenkonsumenten, die den Friedhof als Treffpunkt nutzen. Immerhin nimmt die Stadt jetzt die Erneuerung von Umfassung und Wegen in Angriff.
Am Sonnabend, 15. November, bietet die Gartenkirche von 10 bis 17 Uhr einen Basar, bei dem die App mit einem Audioguide erprobt werden kann.
Katharina Derlin