Ministerpräsident Stephan Weil, bekennender Fußballfan, freut sich wie viele andere auch auf das am 8. November anstehende Niedersachsenderby in der Bundesliga zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig. Aber ihn treibt wie so viele die gleiche Sorge um, und er äußerte sie mit für einen Politiker seines Ranges deutlichen Worten: „Es gibt Bekloppte auf beiden Seiten, die haben Spaß am Krach- und Ärgermachen. Solche Vollidioten dürfen nicht die Fankultur bestimmen“, sagte er am Dienstag bei einer Podiumsdiskussion.
Die Frage, ob in zwei Wochen das Sportliche beim Derby im Vordergrund stehen wird oder ob es den Chaoten gelingt, Schatten auf das Spiel zu werfen, beschäftigt die Beteiligten seit Langem. Gestern bezog im Rat Hannovers Sozialdezernent Thomas Walter Stellung: „Der besondere Reiz von Nachbarschaftsbegegnungen tritt in unserem Bundesland nun häufiger auf als im Ruhrgebiet“, sagte er. Dessen müsse man sich als würdig erweisen. Im Übrigen sei für die Sicherheit im Stadion der Hausherr verantwortlich, also Hannover 96. Doch mit dem Fanprojekt habe die Stadt eine Möglichkeit der Einflussnahme auf die Fanszene.
Die Sozialarbeiter der Stadt organisieren noch im Vorfeld des Derbys eine Fanrunde. Damit sollten die Fans „in präventive Maßnahmen eingebunden werden“, sagt Walter. Eine Woche vor dem Spiel organisiert das Fanprojekt eine Plakataktion, die mit Spielern beider Mannschaften Fair Play und Respekt in den Vordergrund stellt.
„Fans sind fair – Gewalt steht im Abseits“
Aber auch auf höchster Verwaltungsebene demonstrieren Hannover und Braunschweig gegenseitigen Respekt. Im Vorfeld des Spiels, so kündigte Walter an, werde OB Stefan Schostok (SPD) gemeinsam mit Braunschweigs Verwaltungschef Gerd Hoffmann (CDU) einen Aufruf an alle Fans richten, nach dem Motto: „Fans sind fair – Gewalt steht im Abseits“. Leider gilt das nicht unumschränkt. Anfang der Woche haben Chaoten Kassenhäuschen vor dem Eintracht-Stadion und Wände auf dem Trainingsgelände der Braunschweiger unter anderem mit Hassparolen beschmiert.
Hannover 96 selbst hält sich derzeit noch bedeckt. „Wir haben gegen Hoffenheim und Bremen zwei wichtige Spiele vor dem Derby vor der Brust. Deshalb werden wir erst ab dem Montag vor dem Braunschweig-Spiel mit konkreten Plänen an die Öffentlichkeit treten“, erklärt Stadionchef Thorsten Meier.
Erstmals Alkoholverbot bei 96
Fest steht schon seit August, dass es während der Partie im Stadion zum ersten Mal bei einem 96-Bundesliga-Spiel ein Alkoholverbot geben wird. Ausgeschenkt wird, wie auch bei internationalen Begegnungen üblich, ausschließlich alkoholfreies Bier in Bechern aus Weichplastik. „Es handelt sich um eine Auflage der Polizei, die es in dieser Form auch in anderen Stadien gibt“, erklärt Meier. Vor Saisonbeginn werde den Bundesliga-Vereinen eine Liste mit den Spielen übergeben, bei denen die Polizei keinen Alkoholkonsum im Stadion erlaubt. Zu den Sicherheitsvorkehrungen gehört auch, dass 2000 Plätze im ansonsten ausverkauften Stadion frei bleiben. So sollen Pufferzonen zwischen den Fanblocks geschaffen werden.
Bei der Polizeidirektion Hannover gibt man sich zurückhaltend. „Wir werden die Zahl der Einsatzkräfte für das Spiel erhöhen“, sagt Polizeisprecher André Puiu. Wie viele der insgesamt sieben Hundertschaften der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen im Einsatz sein werden, bleibt offen. Auf eine endgültige Einsatzstärke will sich die Polizei erst in den letzten Tagen vor dem Spiel festlegen. Ein Sicherheitskonzept stehe aber bereits.
Mit Jörn Kießler und Bernd Haase