Hannover bietet mit seinen Grünflächen wie der Eilenriede, der Leinemasch oder den Herrenhäuser Gärten nicht nur den Menschen Erholung, sondern ist auch ein Rückzugsgebiet für Zecken. „In Hannover finden wir Zecken auch im Stadtgebiet“, sagt Masyar Monazahian vom Landesgesundheitsamt. „Eine Studie hat sogar gezeigt, dass die Menschen am häufigsten im eigenen Garten gestochen werden.“
Tatsächlich sprechen Fachleute nicht, wie landläufig, von einem Biss, sondern von einem Stich. Sticht eine Zecke, können gefährliche Krankheiten übertragen werden: die deutschlandweit vorkommende Bakterienerkrankung Lyme-Borreliose und eben die auf bestimmte Gebiete beschränkte, durch Viren übertragene Frühsommer-Meningo-Enzephalitis.
Nicht alle Zecken sind Krankheitsüberträger
Glücklicherweise sind aber längst nicht alle Zecken mit den krankheitsverursachenden Erregern infiziert. Forscher der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) etwa zählten bei einer Untersuchung in den Jahren 2005 bis 2010 zwischen zwölf und 30 Prozent mit Borrelia-Bakterien infizierte Zecken im Stadtgebiet. Damit liege Hannover seit Jahren im Bundesdurchschnitt von fünf bis 35 Prozent, erklärt Monazahian.
Neu ist dagegen nach Informationen der Behörden, dass die Mengino-Fälle in den letzten drei oder vier Jahren deutlich näher an die Landeshauptstadt gerückt sind. Zwar gilt Niedersachsen noch immer nicht als Risikogebiet. Während infizierte Zecken aber früher lediglich in Risikogebieten wie Bayern, Baden-Württemberg und Hessen zu finden waren, werden inzwischen auch in den nördlichen Bundesländern mehr Fälle gemeldet. „Ein FSME-Infektionsrisiko auch außerhalb von definierten Risikogebieten lässt sich nicht mit Sicherheit ausschließen“, sagt Monazahian. Auch in Niedersachsen sei es immer wieder zu einzelnen Erkrankungen gekommen. Bei einem Screening von 3000 Zecken im Raum Hannover/Nienburg fanden die Wissenschaftler 2012 immerhin vier infizierte Tiere in Nienburg.
Neue Zeckenart auf dem Vormarsch
Ein weiteres Novum ist die bislang in Niedersachsen unbekannte Auwaldzecke (Dermacentor reitculatus), von der die Forscher beim Zeckenmonitoring im vergangenen Oktober gleich 40 Exemplare auf einer Trockenwiese fanden. Normalerweise kommt in Norddeutschland vor allem der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) vor, der FSME und Borreliose übertragen kann. Die Auwaldzecke dagegen ist eine aus dem Mittelmeerraum über Süd- und Ostdeutschland eingewanderte Buntzeckenart, die trockenere Gebiete als der Holzbock bevorzugt.
Krankheiten kann die Auwaldzecke gleichwohl auf Mensch und Tier übertragen. Dazu gehören neben der Hasenpest, parasitischen Bakterien wie die Rikettsien und den einzelligen Babesien auch Anaplasma-Bakterien, die ähnliche Krankheitssymptome wie eine frühe Borreliose hervorrufen. Wegen der Gefahr einer Krankheitsübertragung von FSME und Borreliose ebenso wie von Anaplasmose rät Monazahian, sich vor Zeckenstichen zu schützen.