Der finstere Kumpan Horror ist schon früh im ersten Kinojahrhundert nach Amerika ausgewandert. Das Böse lauert dort am liebsten in alten Hütten des mittleren Westens oder in den Hochhäusern der großen Städte. Rosemary Woodhouse begegnete ihm in „Rosemarys Baby“ im Dakota Building, Nähe Central Park (wo John Lennon lebte und starb). Die Ortsschilder des Wahnsinns tragen nicht Namen wie Bad Kissingen oder Bielefeld. Sondern Salem oder Twin Peaks.
An der Schnittstelle zur Zwielichtzone
Oder Castle Rock. Das ist Stephen Kings angestammte Horror-Kapitale. Nicht alle, aber relativ viele der Geschichten des Gruselmeisters spielen dort. Das Städtchen soll laut King-Karte etwa 50 Kilometer von Portland, Maine, liegen, der Hafenstadt, in der der Schriftsteller geboren wurde.
In jedem Fall ist dort die Schnittstelle zur Zwielichtzone, in der böse Wesen umherschwirren, immer auf dem Sprung in unsere Welt. Mehr Spuk an einem Fleck gabs nie. Jetzt hat das Videoportal Hulu die Serie zur Stadt fertiggestellt.
In der von J.J. Abrams koproduzierten Serie „Castle Rock“ kehrt Henry Deaver („The Knick“-Star Andre Holland) in seine ungeliebte Heimatstadt zurück. Der Fall eines jungen Mannes (Bill Skarsgård) zieht ihn an, der offenbar ohne rechtliche Grundlage in einer geheimen Zelle der örtlichen Strafanstalt Shawshank gefangen gehalten wurde.
Die Vergangenheit fletscht die Zähne
Seltsam ist und immer seltsam wird der Inhaftierte, unangenehm ist die gesamte Atmosphäre. Auf Schritt und Tritt trifft Deaver zudem Leute, die mit dem Tod seines Vaters zusammenhängen. Lange her, damals war er ein Kind. Plötzlich ist die Vergangenheit wieder da und fletscht die Zähne.
Skarsgård, der im Vorjahr den Clown Pennywise in der King-Verfilmung „Es“ spielte, sieht im Trailer ähnlich vertrauensunwürdig aus. Es ist zwar nicht so einfach, Kings gedankenvollen Literaturspuk auf die Leinwand zu übertragen – das zeigte Hulu 2016 in seiner Zeitreiseserie „11.22.63 – Der Anschlag“ und im Vorjahr Netflix mit der Monsterserie „Der Nebel“. Der Clip zu „Castle Rock“ aber, gespickt mit Anspielungen auf Kings Kosmos, verspricht großflächige Gänsehaut.
King-Fans freuen sich aufs Monster. Das ist laut ersten US-Kritiken erbaulich – oder besser nervenaufreibend. In den USA wird ab 25. Juli aufgerieben, in Deutschland ist der Starttermin bislang noch offen.
Von Matthias Halbig / RND