Mit seinen Schreckensbildern überflutet der Islamische Staat seit mehr als einem Jahr die sozialen Medien. Die Fotos und Videos von Tötungen, Kundgebungen und Waffen sind eine Machtdemonstration gegen über dem Westen und konkurrierende Islamisten. Oft ist das Zurschaustellen der Barbarei derart gewalttätig, dass ein Umgang damit schwerfällt. Ein 32-Jähriger Twitterer hat nun einen Weg gefunden – und sich damit innerhalb von wenigen Wochen einen Namen in der Community gemacht.
Der Kanal "ISIS Karaoke" ist seit Mitte August online, hat 35 Kurznachrichten in die Welt geschickt und schon mehr als 34.000 Follower. Das Erfolgsrezept: Der Twitterer legt den Dschihadisten die Zeilen von Popsongs in den Mund. Wenn die bärtigen Gotteskämpfer ihren Märtyrerfinger in die Luft recken, singen sie bei ihm die Zeilen von Carly Rae Jepsens "Call me maybe". Auch vor IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi macht "ISIS Karaoke" nicht halt. Dem selbsternannten Kalifen legt der keine andere Künstlerin als Madonna in den Mund. Und so predigt Baghdadi zu "Like a Prayer".
Hinter "ISIS Karaoke" steckt dem Vernehmen nach ein 32-Jähriger namens Jimmy. In einem Kurzinterview mit der Website Buzzfeed sagt er, er hätte nicht gedacht, dass seine Idee "so durch die Decke geht". Inspirieren ließ er sich von einem Zitat des amerikanischen Komikers Mel Brooks, der einmal sagte, man sollte über das Barbarische lachen. In der Tat ist der Humor von "ISIS Karaoke" recht grob, aber wirkungsvoll. Seine Triebfeder, sagt der 32-Jährige, sei übrigens auch sein Hass auf Karaoke. Dass er dennoch viel Ahnung der Popmusik vor allem der neunziger Jahre haben muss, wird an der Auswahl deutlich:
In einem der ersten Tweets interpretiert IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi "Like a Prayer" von Madonna.
Dieser Dschihadist posiert zu "Bootylicious" von Destiny's Child.
Natürlich ist auch Wham! dabei: "Wake me up before you go-go"
Ein weiterer Klassiker: R.E.M. "Losing my Religion"
aks