Die blauen Augen fallen auf, die Tätowierungen an den Armen und am Hals sind nicht zu übersehen. Doch die SS-Rune ist einer HSV-Flagge gewichen, das Hakenkreuz ist auch überstochen worden. Viele Jahre war der heute 40-jährige Philipp Schlaffer einer der gefährlichsten Männer in Mecklenburg, Betreiber des Werwolf-Shops in Wismar, eines berüchtigten Nazi-Ladens, und Präsident des Rockerclubs „Schwarze Schar“ in Gägelow. Jetzt engagiert er sich im Verein Extremislos und berichtet Schulklassen von seinem Ausstieg aus der kriminellen Szene. Mit seiner Vergangenheit geht er offen um.
„Wir sind damals wegen des Geldes und der Ehre losgegangen“
„Ich habe in meinem bisherigen Leben schon viel Ärger gehabt. Von zwei Messerangriffen bis hin zu einer Schießerei in meinem Haus. In dieser Zeit habe ich gelernt, dass alle anderen auch mit Wasser kochen und mit der Zeit wurde es mir immer gleichgültiger“, sagt Philip Schlaffer, der 2001 aus Schleswig-Holstein nach Nordwestmecklenburg gekommen ist. „Wir sind damals aus folgenden Gründen losgegangen: Wegen des Geldes und der Ehre.“
Im Interview mit der Ostsee-Zeitung, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland angehört, berichtet er von seinem Leben in der rechten Szene und im Rockerclub, der in Gägelow seinen Sitz hatte. Mehr als 20 Hausdurchsuchungen, Messerangriffe, Schlägereien – der gebürtige Lübecker hat vieles durchgemacht.
„Zwei Drittel der Leute haben kriminelle Geschäfte gemacht“
„In meiner Gruppe existierte eine gewisse Ordnung, die auf Respekt basierte. Wir sind oft mit anderen Clubs aneinandergeraten, was meistens in Schlägereien endete. So haben wir das Clubhaus in Gägelow übernommen“, sagt Schlaffer. „Der Club („Schwarze Schar“, Anm. d. Red.) wurde als einprozentiger Club gegründet (geht auf die Aussage zurück, dass ein Prozent der amerikanischen Biker Gesetzlose seien, Anm. der Red.).“ Es sei aber nicht von Anfang an eine kriminelle Vereinigung gewesen, sondern habe sich erst im Verlauf der Jahre als eine herausgebildet. „Wegen unserer Gruppendynamik haben am Ende rund zwei Drittel der Leute kriminelle Geschäfte gemacht, anfangs waren es bedeutend weniger. Über die Jahre bekam die Gruppe nicht nur einen Zuwachs an Mitgliedern, sondern auch an Macht.“
Im Gefängnis – Schlaffer wurde 2014 wegen Drogenhandels verurteilt – hat er sein Leben geändert. Den Kontakt zu ehemaligen Weggefährten hat er damals abgebrochen. Heute sei er an einigen Firmen beteiligt und verdiene so seinen Lebensunterhalt.
Von Kilian Huschke und Michael Prochnow/OZ/RND