Fluggesellschaften machen gern großflächig Werbung, in den pompösen Schalterhallen der Airports ist dafür meist ausreichend Platz. Dass die Unternehmen ihre Kunden hingegen in ganzseitigen Zeitungsanzeigen auf ungemütliche Reiseerlebnisse einstimmen, ist neu. „Auch der Himmel stößt mal an Grenzen“, verkündete die Luftverkehrswirtschaft unlängst in Inseraten – so als sei die Verantwortung für die vielen Flugausfälle und Verspätungen höheren Ortes zu suchen. Doch dem ist nicht so: Es ist die Branche, die sich mit ihrem Unvermögen selbst limitiert.
Als Air Berlin vor zehn Monaten vom Markt verschwand, tat die Konkurrenz so, als lasse sich die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft mühelos ersetzen. Die Wettbewerber teilten die vakanten Start- und Landerechte unter sich auf und versuchten gleiches mit den Maschinen und Teilen des Personals. In den diversen Positionspapieren las sich das zunächst nicht schlecht, in der Praxis aber häuften sich alsbald die Probleme. Insbesondere der Lufthansa-Ableger Eurowings enttäuscht die selbst geweckten Erwartungen.
Dieses Versagen kann die Branche doppelt teuer zu stehen kommen. Zum einen werden die Kunden nach Alternativen Ausschau halten, wenn die Preise steigen und der Service schlechter wird. Zum anderen rollt auf die Fluggesellschaften eine Welle von Entschädigungsforderungen zu. Auch wenn für Verspätungen andere Dienstleister verantwortlich sind, müssen die Airlines den Passagieren gegenüber dafür geradestehen. Da die Gerichte diese Ansprüche zuletzt noch gestärkt haben, könnte es sich auszahlen, künftig mehr in die Verlässlichkeit des Flugbetriebs zu investieren als in verzweifelte PR-Kampagnen.
Von Jens Heitmann