Es stimmt ja: US-Präsident Donald Trump irrlichtert durch die Welt, erlässt unter fadenscheinigen Vorwänden drastische Abschottungszölle und verschreckt seine Partner. Sein seltsames Verständnis von Handelspolitik schadet nicht nur exportstarken Nationen wie Deutschland und China, sondern auch den USA selbst. Doch es reicht nicht, nur auf Trump zu schimpfen.
Erstens lässt der sich ohnehin nicht so leicht bändigen. Und zweitens gerät dabei aus dem Blick, was Deutschland selbst tun kann, um einen Handelskrieg ohne Rezession zu überstehen. Die aktuelle Umfrage der Industrie- und Handelskammern zeigt: Der Fachkräftemangel bremst die meisten Firmen längst, während der Brexit und Strafzölle sich in den meisten Branchen noch gar nicht bis kaum bemerkbar machen.
Trotzdem beeilt sich die Bundesregierung nicht gerade, qualifizierten Ausländern den Weg nach Deutschland zu erleichtern. Die Wirtschaft forderte ein Zuwanderungsgesetz jahrelang vergebens. Nun könnte vielleicht im Herbst ein Entwurf stehen – hoffentlich.
Außerdem lassen wir Trump ins Leere laufen, wenn wir unsere gigantischen Exportüberschüsse reduzieren. Die Zahlen werden meist als Beleg für die Genialität teutonischer Ingenieure interpretiert. Tatsächlich sind sie aber auch eine Folge der moderaten Lohnentwicklung hierzulande und der schwachen Binnennachfrage. Also: Nicht weniger exportieren – aber mehr investieren. Die Zeit dafür ist reif: Erlässt Trump seine angekündigten Autozölle, wird er damit Deutschland härter treffen als jede andere Nation.
Von Christian Wölbert