Am 20. Januar dieses Jahres begann der Kulturelle Frühling im Großburgwedeler Amtshof mit einem Streichquartett. „Die 180 Besucher erlebten eine Sternstunde der Kammermusik mit dem legendären Kodály-Quartett, das Streichmusik in höchster Reinheit bot“, hieß es in der Rezension der HAZ. Und nun, zum Abschluss des Kulturellen Herbstes, erlebten die Zuhörer an gleicher Stelle mit dem Aris-Quartett eine weitere Sternstunde – diemsl mit einem ganz jungen Quartett, in dem die Violine spielenden Damen in ihren roten Kleidern nicht nur erfreuliche Farbtupfer waren. Anna Katharina Wildermuth und Moemi Zipperling spielten, wie Caspar Vinzens (Viola) und Lukas Sieber (Violoncello), auf einem Niveau, das nur mit Superlativen wie makellos und von höchster Klangkultur zu beschreiben ist.
Der Deutschlandfunk meinte: „… Wer dem Aris-Quartett zuhört, rutscht automatisch auf die Stuhlkante.“ Ähnlich erging es den Besuchern im Amtshof, denn Spielfreude und Präzision des Quartetts und seine emotionale, leidenschaftliche Darbietung waren in höchstem Maße beeindruckend und erfüllend.
Wie es der Zufall wollte, begann auch das Aris-Quartett mit einem B-Dur-Quartett von Wolfgang Amadeus Mozart. „Das Jagdquartett“ (KV 458) gehört zu dessen späteren Werken und vermittelt im Finale ausgelassene Tanzlaune, während das folgende c-Moll-Streichquartett Nr. 8 von Dmitri Schostakowitsch sehr dramatisch ist und nicht ohne Grund die Widmung „Im Gedenken an die Opfer des Faschismus und des Krieges“ trägt. Es wurde 1960 in Leningrad uraufgeführt und gilt als das persönlichste Musikdokument des Komponisten.
Die zweite Hälfte des Konzerts gehörte alleine Franz Schubert und seinem in d-moll gehaltenem Quartett „Der Tod und das Mädchen“, dem ein gleichnamiges Gedicht von Matthias Claudius zugrunde liegt. Novemberschwere Musik über den Tod vom tröstlichen Dur bis zum fatalistischen Moll. Beeindruckend schön.
Von Jürgen Zimmer