Das Finanz- und Nutzungskonzept ist ausgearbeitet, Entwürfe und Renovierungspläne ebenfalls, rechtliche Grundlagen für Verkehrssicherheit und Hygiene sind geprüft, der Abschluss eines Mietvertrages rückt näher: Die Initiative „Kultur & Kaffee in Benthe“ drückt mächtig aufs Tempo. Die Pläne, im früheren Dorfladen einen neuen Dorfgemeinschaftstreffpunkt zu eröffnen, werden immer konkreter. Für den 12. März ist bereits die Gründungsversammlung des Trägervereins geplant. Bei der zweiten Informationsveranstaltung im Gemeindehaus der Kirche haben nun rund 60 Dorfbewohner deutlich Interesse an einer Fördermitgliedschaft in dem Verein bekundet. Im Sommer soll der neue Dorftreff möglichst schon eröffnen.
Raimund Lehmann aus dem siebenköpfigen Team „Kultur & Kaffee in Benthe“ hatte nachgezählt. „In die Listen haben sich rund 50 Dorfbewohner eingetragen“, sagte Lehmann nach der Veranstaltung . Diese Interessenbekundung sei zwar keinesfalls verbindlich. Zuzüglich der Teammitglieder kommt die Initiative ihrem Ziel aber immer näher: „200 Mitglieder im Trägerverein ist die Untergrenze“, hatte er zuvor im Gemeindesaal vor rund 80 Besuchern gesagt. Denn: Die Mitgliedsbeiträge in Höhe von etwa 60 Euro pro Jahr sind die wichtigste Säule im Finanzierungskonzept, um die jährlich anfallenden Kosten von rund 16 000 Euro für Miete, Nebenkosten, Reinigung und Werbung zu decken.
Die Renovierungs- und Umbaukosten von rund 16 000 Euro will der Trägerverein mit Spenden, Eigenleistung sowie einem Zuschuss und Darlehen der Stadt finanzieren. Elektrische Leitungen, Fliesen, Einrichtung einer kleinen Küche für die Gastronomie, Toiletten, Trockenbau und Malerarbeiten: Damit wollen die Initiatoren möglichst bald anfangen. Die Immobilie gehört dem Bruder des früheren Dorfladenbetreibers Stefan Behrens, der ebenfalls zum Team gehört. Der künftige Vermieter favorisiert die geplante Nachnutzung als Dorftreff zwar, trotzdem drückt die Initiative seinetwegen aufs Tempo. Denn: Es gibt auch andere Interessenten für den Leerstand. „Deshalb wollen wir schnell Planungssicherheit haben, um im Juli oder August einen Mietvertrag zu unterzeichnen und zu eröffnen“, sagte Lehmann.
Eine wichtige Rolle im Nutzungs- und Finanzkonzept spielt auch die Gastronomie. Im neuen Dorftreff sollen Stammtische, Vereine und Gruppen zusammenkommen. Geplant ist auch eine Vermietung für private Feiern. Außerdem sollen etwa zehn Kulturaktionen pro Jahr angeboten werden. Um mit der Gastronomie zusätzliche Einnahmen zu erwirtschaften, setzt das Konzept auf ehrenamtliche Mitarbeit. In einer Umfrage hatten kürzlich 68 Benther ihre Bereitschaft signalisiert. „Wir brauchen Spenden, Renovierungshelfer, Betreuer für das Café, Vorstandsleute und viele Mitglieder“, sagte Lehmann.
Vom Publikum gab es viel Applaus. „Toll, was Ihr so schnell auf die Beine gestellt habt“, sagte ein Besucher.
Werbeauftritt sorgt für Eklat
Zu einem kleinen Eklat ist es in der Informationsveranstaltung für den geplanten Dorftreff in Benthe gekommen, als eine Frau aus Hannover völlig unvermittelt und ohne Absprache mit den Veranstaltern von ihren Plänen für eine Wiedereröffnung der Benther Gaststätte Waldwinkel berichten wollte. Die Besucherin hatte sich zu Wort gemeldet – aber nicht, um sich an den Anregungen für den geplanten Benther Dorftreff zu beteiligen. Sie stellte sich als neue Eigentümerin der im Oktober nach einem Sturmschaden geschlossenen Gaststätte Waldwinkel vor und berichtete von ihren Absichten, das Ausflugslokal am Osthang des Benther Berges zu renovieren und gemeinsam mit einer Gastronomin aus Empelde wieder in Betrieb zu nehmen.
Als sie damit beginnen wollte, Informationsblätter über ihr Projekt zu verteilen, wurde sie von den völlig überraschten Veranstaltern und empörten Besuchern in die Schranken gewiesen. Dieses Treffen sei einem wichtigen Gemeinschaftsprojekt gewidmet und dürfe nicht dazu missbraucht werden, um Werbung in eigener Sache zu machen – lautete die einhellige Meinung. Melanie Schulze aus dem Planungsteam Dorftreff formulierte es unmissverständlich: „Wir haben uns für unser Projekt den Arsch aufgerissen und Sie kommen jetzt mit einem Gegenvorschlag und einem Konkurrenzangebot“, sagte Schulze. Auch nach Vermittlungsgesprächen im Anschluss an die Veranstaltung blieben die Veranstalter bei ihrer Meinung: Es wäre zumindest notwendig gewesen, das Organisationsteam über den geplanten Infoauftritt in Kenntnis zu setzen. ir
Von Ingo Rodriguez