„Bin ich süchtig?“ – eine Frage, über die man lange nachgrübeln kann, doch Steffi hilft einem, die Antwort in 4:44 Minuten zu finden. So lange dauert das Youtube-Video mit der die Suchtberaterin der Diakonie jungen Menschen helfen will, Abhängigkeit zu vermeiden oder zu bekämpfen.
Insgesamt sieben Suchtberater gehören mit ihren Filmen zu dem neuen Angebot der Diakonie Niedersachsen. „Im Netz gab es vorher so gut wie keine professionell aufbereiteten Informationen zum Thema Sucht“, sagt Hans-Joachim Lemke, Vorstandssprecher der Diakonie Niedersachsen. Dabei sollen die Videos für die Diakonie zwei Kriterien erfüllen: Erstens sollen die Clips die Suchtthemen kritisch reflektieren und den Zuschauer dafür sensibilisieren. Andererseits sollen sie Betroffenen verdeutlichen, dass diese nur mit professioneller Hilfe ihre Sucht besiegen können. Außerdem wird es auch Videos für Angehörige geben, wie sie mit der Sucht umgehen können.
Zahl der Suchterkrankungen steigt
Vor allem Themen wie Mediensucht, Alkohol, Cannabis, synthetische Drogen und Glücksspiel sollen in den Videos angesprochen werden. Die Zahl der Suchterkrankungen steige, vor allem beim Alkohol, warnt Diakoniereferentin Andrea Strodtmann. Der Youtube-Kanal soll helfen, die Hemmschwelle für einen ersten Kontakt zu senken. „Das Thema Sucht ist so tabuisiert. Der Weg zum Suchtberater wird dadurch für manchen ein bisschen einfacher“, hofft sie.
Denn ohne den Suchtberater geht es nicht. Eine gute Beratung müsse in persönlichen Kontakt geschehen, findet sie. Daher ist auch unter jedem Video ein Link eingebaut, bei dem Interessierte über ihre Postleitzahl eine diakonische Beratungsstelle in ihrer Nähe finden können.
Junge Berater gesucht
Die Idee für das Online-Projekt hatten Henrik von Fehrn-Stender, Geschäftsführer der Zypix-Film und Foto Hannover GmbH und sein Multimedia-Redakteur Christian von Scheve vor eineinhalb Jahren. Sie hätten sich auf Youtube umgeschaut und keine deutschen, professionellen Videos zum Thema Sucht gefunden. „Das mussten wir ändern“, erzählt Christian von Scheve. Die beiden leiten jetzt den Youtubekanal, schneiden die Clips und kümmern sich um den roten Erzählfaden in den Videos. „Uns war es wichtig, dass die Suchtberater authentisch und jung sind“, erklärt von Scheve. Für die Zusammenarbeit seien sie relativ schnell auf die Diakonie Niedersachsen gekommen, die auch prompt zusagte, erzählen die beiden.
Authentische Videos
46 000 Euro kostet das Projekt, das allerdings nur bis zum Ende des Jahres fortgesetzt werden soll. Über 100 Clips sollen bis dahin noch veröffentlicht werden. Finanziert wird „Deine Suchtexperten“ in gleichen Teilen von der Hanns-Lilje-Stiftung und der Heinrich Dammann Stiftung. „Ich finde die Authentizität der Videos sehr überzeugend“, lobt der Geschäftsführer der Heinrich Dammann Stiftung Thomas Schlichting.
Der Kanal ist zu finden, indem auf dem Portal Youtube zu finden. Neue Videos werden immer sonntags hochgeladen.
Von Laura Ebeling