Arbeiter eines hannoverschen Bauunternehmens waren im Juli damit beauftragt worden, den Zugang zum Souterrain der Nelkenstraße 12 neu auszuheben und einen Treppenabgang aus Beton zu gießen. Bei den Vorbereitungen beschädigten sie das Rohr, das die Abwasserleitungen des Hauses mit dem städtischen Abwassersystem verbindet. Unbemerkt flossen anschließend rund 400 Liter Beton durch das entstandene Loch in die Abwasserleitung. Ein Hausbewohner entdeckte die Misere, als er am 29. Juli in den Keller stieg. Dort stand – zentimeterhoch – eine übel riechende Suppe aus allem, was in einem Mehrfamilienhaus mit knapp 30 Bewohnern im Laufe der Tage so anfällt. Für die Hausbewohner wurde umgehend ein Abwasserstop verhängt. „Wir durften nicht mal mehr die Hände waschen“, berichtet Anne Buchholz, die mit ihrem Ehemann und dem vier Monate alten Tom im Dachgeschoss des Hauses lebt. An Toilettenbenutzung sei schon gar nicht zu denken gewesen. In der Hoffnung, das Problem würde schnellstens behoben, suchten die Bewohner der Eigentumswohnungen nach provisorischen Lösungen und benutzten unter anderem die Waschräume eines gegenüberliegenden Universitätsgebäudes. Doch nach zwei Tagen reichte es den ersten, und sie bemühten sich um eine anderweitige Unterkunft; auch Familie Buchholz ist inzwischen bei Angehörigen untergekommen.
Fiona Otto und Jan Graumann haben eine solche Möglichkeit nicht und halten tapfer in der Nelkenstraße durch. Der Hausverwalter hat inzwischen einen mobilen Sanitärcontainer mit Frisch- und Abwassertank sowie Toiletten und Duschen vor dem Haus aufstellen lassen. Morgens und abends geht es im Pyjama und mit der Zahnbürste in der Hand durchs Treppenhaus, über die Straße und unter die Dusche im Container. „Die Hausverwaltung gibt sich wirklich alle Mühe, die Sache für uns so angenehm wie möglich zu gestalten“, sagt Coralie Vieregge.
Inzwischen sorgen zwei Pumpen dafür, dass zumindest wenige Liter Abwasser pro Tag produziert werden können. Im Treppenhaus hängt eine Liste, in der die Bewohner eintragen müssen, wann sie eine Waschmaschine oder die Geschirrspülmaschine laufen lassen wollen. An Toilettengänge in den eigenen vier Wänden ist noch immer nicht zu denken.
Bisher ist nicht absehbar, wann in der Nelkenstraße 12 der Wasserhahn wieder aufgedreht werden kann. Die Baufirma, die den Schaden verursachte, hat offenbar keine Eile mit der Reparatur. „Die Arbeiter haben am Freitag pünktlich um 12 Uhr Feierabend gemacht. Da waren wir alle ein bisschen überrascht“, sagt Buchholz.