Rechtsradikale haben den jüdischen Friedhof An der Strangriede in der Nordstadt geschändet. Wie die Polizei mitteilt, wurden ein Grabstein mit einem Hakenkreuz und weitere mit Farbe beschmiert. An der frisch sanierten Predigthalle schlugen die Täter mehrere Butzenscheiben ein. Erst in dieser Woche waren die umfangreichen Arbeiten an dem geschichtsträchtigen Friedhof, die rund 150 000 Euro gekostet hatten, offiziell abgeschlossen worden.
Die Schändung war am Donnerstag von der Leiterin der Ausstellung „Zeit zum Erinnern“ entdeckt worden. Die Schau, die sich mit der Zeit des Ersten Weltkriegs befasst, ist derzeit in der Alten Predigthalle zu sehen. Bei ihren Ermittlungen stieß die Polizei nicht nur auf die zerstörten Scheiben und das Hakenkreuz. Die Beamten stellten auch fest, dass das Hauptgrab einer Grabanlage mit blauer Farbe beschmiert worden war und einige Buchstaben aus dem Grabstein herausgebrochen waren. Bereits am Dienstag waren an der Pforte des Friedhofs weiße Farbkleckse entdeckt worden. Diesem Umstand hatten die Verantwortlichen zunächst keine Bedeutung beigemessen.
Die Polizei ermittelt jetzt wegen Störung der Totenruhe und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Michael Fürst, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde, zeigte sich schockiert: „Leider ist antisemitisches Gedankengut bei einigen Menschen nur schwer aus den Köpfen zu bekommen“, sagt er. Lars Kelich, migrationspolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion, verurteilte die Tat. Seiner Ansicht nach steht die Schändung im Zusammenhang mit dem Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November. „Wenn bei Pegida-Demos Politiker symbolisch an den Galgen geführt werden, fühlen sich einige offenbar in ihren antisemitischen Ansichten derart bestätigt und zu solchen Taten ermutigt.“
Zeugen, die Hinweise auf die Täter geben können, wenden sich an die Kriminalpolizei unter (05 11) 1 09 55 55.
Von Simon Benne und Tobias Morchner