Für Umbau der Friedhofskapelle in Hannover-Seelhorst zum Kolumbarium fehlt das Geld

Der Wunsch der Kommunalpolitik, in der alten Seelhorster Friedhofskapelle ein Kolumbarium – eine Urnen-Beisetzungsstätte – zu errichten, sind nach Auffassung der Verwaltung zum Scheitern verurteilt. „Das Kolumbarium ist ein tolles Projekt“, sagte Jörg Gronemann vom städtischen Gebäudemanagement in der jüngsten Sitzung des Bezirksrats Döhren-Wülfel, „aber wir können nur das Geld ausgeben, das wir haben.“ Eine kleine Lösung, so Friedhofs-Verwaltungsleiterin Cordula Wächtler, würde 655.000 Euro kosten, eine größere 1,26 Millionen Euro. Nicht jeder Politiker aus dem Gremium mochte sich mit diesen Auskünften zufriedengeben. „Es ist doch unwirtschaftlich, ein solches Gebäude verfallen zu lassen, statt mit einer Begräbnisstätte Geld einzunehmen“, kritisierte etwa SPD-Fraktionschef Jens Schade. Schon im September 2016 hatte der Bezirksrat den Umbau der Kapelle zu einem Kolumbarium gefordert. 1145 Urnenplätze wären möglich: Das Sandsteingemäuer ist schon seit vielen Jahren gesperrt, nach Auskunft von Gronemann gibt es dort Feuchteschäden und Belastungen durch Schadstoffe. Den Bau in der Vorstufe eines Umbaus zu ertüchtigen, erfordere schon einen Sockelbetrag von 430.000 Euro, sagte der Verwaltungsfachmann. Wähle man dann die Ausbaustufe 1 mit 525 Urnenkammern für 660 Urnen, die sich ausschließlich auf das Kapellengebäude beschränkt, koste das 655.000 Euro. Bei einer Stufe 2 würden auch die angrenzenden Räume und der Innenhof einbezogen; damit ließen sich für 1,26 Millionen Euro 925 Kammern mit 1145 Urnenplätzen schaffen. Auf der anderen Seite, erläuterte Cordula Wächtler, könne man mit einem Kolumbarium durchaus nennenswerte Einnahmen erzielen. So koste das Mieten eines Urnenplatzes für 20 Jahre 2750 Euro. „Das ist ein durchaus hochpreisiges Angebot, da wird man nicht überrannt“, sagte die Friedhofs-Expertin. Zum Vergleich: Ein Urnen-Rasengrab kostet derzeit 918 Euro, ein Erdreihengrab 1223 Euro und eine Erdwahlgrabstätte zwischen 2039 und 2549 Euro. 157.000 Euro Einnahmen pro Jahr: Geht man beispielsweise von einem Zuwachs von 57 Urnen pro Jahr bei der großen Lösung aus, so hat die Friedhofsverwaltung errechnet, lassen sich damit knapp 157.000 Euro Einnahmen pro Jahr erzielen. Auf 20 Jahre gerechnet, ergibt das eine Summe von 3,1 Millionen Euro. „Wir würden die Ausbaustufe 2 favorisieren“, sagte Wächtler, „da die Bauabwicklung einfacher wäre und die Anlage attraktiver gestaltet werden kann, etwa mit einem Kreuzgang.“ Dieses Modell amortisiere sich nach 5,3 Jahren, das Ganze wäre also durchaus wirtschaftlich: „Aber der Etat gibt den Umbau zu einem Kolumbarium derzeit nicht her.“ In die gleiche Kerbe schlug Jörg Gronemann: „Schulen, Kitas und Verkehrssicherung stehen derzeit an erster Stelle der Prioritätenliste.“ Bei der Seelhorster Kapelle, die unter Denkmalschutz steht, könne man derzeit nur die Substanz sichern und das Gebäude vor weiterem Verfall schützen. „Es läge am Rat“, so der Verwaltungsexperte, „hier andere Prioritäten zu setzen.“ Im Osten der Stadt feiert unterdessen dieses Jahr das Herz-Jesu-Kolumbarium ein Jubiläum: Die Urnen-Beisetzungsstätte in Misburg existiert seit zehn Jahren. Lesen Sie auch Bezirksrat: Kapelle im Stadtfriedhof Seelhorst soll zum Kolumbarium werden Im Kolumbarium Misburg ruhen Urnen seit zehn Jahren in Glasregalen Friedhofsmuseum in Seelhorst wegen eines Wasserschadens vorläufig geschlossen Von Michael Zgoll