Ärger um Vinnhorster Kiosk: Missachten Trinker Abstands- und Maskengebot?

Das Treiben rund um einen Kiosk in Vinnhorst ärgert etliche Nachbarn. Regelmäßig sollen sich Kunden ab spätnachmittags vor dem kleinen Laden treffen, trinken und beim Feiern teils auch lauter werden. „Seit Februar stehen da täglich mehrere Leute, im Sommer teils bis ein Uhr nachts“, berichtete jetzt ein Anwohner im Bezirksrat Nord. Was die Anlieger zusätzlich stört: Die Bierkäufer verzichten bei ihren geselligen Runden oft auf das Masken- und Abstandsgebot. Der Anwohner selbst betreibt sein Büro in der Nähe, empfängt dort auch Kunden. In direkter Nachbarschaft gibt es an der Friedenauer Straße außerdem eine Musikschule und ein Friseurgeschäft. Aus Sicht des Mannes sind die Trinker vor der Tür geschäftsschädigend. „Wir haben viel versucht, viel mit den Leuten gesprochen“, sagt er. Doch selbst die Polizei reagiere nicht mehr auf jede Beschwerde der Nachbarn. Ohne Abstand und Maske: „Alle Kneipen haben geschlossen, nur unser Kiosk nicht“, kritisiert CDU-Fraktionschefin Angelika Jagemann. Sie selbst beobachtet auf der Fläche vor dem Laden regelmäßig Menschen, die eng zusammenstehen. Bezirksbürgermeisterin Edeltraut Geschke hat mehrmals Kunden ohne Maske den Kiosk betreten sehen. „Die Leute sagen auf Nachfrage, sie bräuchten das dort nicht. Ich frage mich, wann die Stadt etwas unternimmt“, sagt sie. Jagemann stellt die durchgängigen Öffnungszeiten am Sonntag von 9 bis 21 Uhr infrage. In der Woche hielten sich die Gäste teils weit über 22 Uhr am Kiosk auf. Neuer Pächter stellt Stehtisch auf – und räumt ihn wieder weg: Der Kiosk hatte im Februar den Betreiber gewechselt. Der neue Inhaber Ali Abbas stellte einen einladenden Stehtisch auf, den er wegen der Kritik inzwischen entfernt hat. Abbas sieht sich zu Unrecht beschuldigt. Er öffne jetzt nur noch bis 21 Uhr, weil danach keine Kunden mehr kämen. „Seit ich hier bin, kommt jeden Tag die Polizei. Die Leute wollen meinen Kiosk kaputtmachen.“ Im Kiosk müssten die Käufer Maske tragen, er habe Hinweiszettel aufgehängt. „Wenn jemand keine Maske hat, muss er draußen warten und ich bringe die Ware raus.“ Dabei, beteuert Abbas, trage er selbst einen Mund-Nase-Schutz. „Nur wenn ich rauche, dann nicht.“ Außerdem fordere er seine Kunden auf, sich nicht mehr vor seinem Laden zum Trinken zu treffen. Bei einer Stichprobe der HAZ waren abends tatsächlich keine Gäste vor dem Kiosk anzutreffen – vielleicht angesichts niedriger Temperatur. Die CDU-Fraktion hatte bei der Stadtverwaltung nachgefragt, was sie zur Verbesserung der Situation unternimmt. Laut der Antwort ging der städtische Ordnungsdienst Ende Juli einem Hinweis wegen Corona-Verstößen und Lärm nach. Inhaber und Kunden hätten sich dann sofort an die Regeln gehalten. Seitdem seien keine Hinweise mehr eingegangen. Jetzt waren Mitarbeiter erneut mehrmals vor Ort, trafen dort aber niemanden an. Polizei kontrolliert Kiosk: Auch die Region Hannover hat den Betreiber wegen der Lärmbeschwerden kontaktiert. Dieser habe Mitte September 2020 mündlich zugesichert, dass er den Kiosk spätestens um 22 Uhr schließen werde. Seither habe die Region keine Beschwerden mehr erhalten. Im Bezirksrat rief dies einigen Protest hervor – weil allein schon mehrere Politiker auch jüngst Hinweise gegeben haben. „Der Lärm ist unstreitig. Ich verstehe die Wahrnehmung der städtischen Mitarbeiter nicht“, kritisiert Ratsherr Thomas Klapproth (CDU). Lesen Sie hier den Kommentar zum Thema: Auch Trinker müssen sich an Regeln halten Die Polizeidirektion Hannover bestätigt, dass Beamte wegen der Anrufe von Bürgern regelmäßig die Situation vor Ort kontrollierten. „Wir machen das bei Beschwerden, aber zur Prävention auch bei Streifenfahrten“, berichtet Sprecher Martin Richter. Bei Verstößen gegen Abstandsregeln hätten die Polizisten Ermahnungen ausgesprochen und Anzeigen eingeleitet, zuletzt am 18. November. Getränkeausschank unzulässig – Stadt startet Anhörungsverfahren: Die niedersächsische Corona-Verordnung lässt aktuell den Alkoholkonsum vor Ort an Kiosken und Kneipen nicht zu. Nach Auskunft der Stadt gilt der Kiosk im Gewerberecht als Gaststätte, die Schließzeiten sind nicht begrenzt. Allerdings hat die Verwaltung die Baugenehmigung überprüft: Sie lässt keinen Ausschank von Getränken zu. Daher hat die Bauordnung der Stadt ein Anhörungsverfahren wegen unzulässiger Nutzungserweiterung eingeleitet. Lesen Sie auch: Onkel Ollis Kiosk in der Nordstadt vom Hannover hat wieder geöffnet Stadtverwaltung: Hannovers Kult-Kiosk Onkel Olli bleibt geschlossen Hannover: Onkel Ollis Kiosk in der Nordstadt kämpft ums Überleben Von Bärbel Hilbig