Alle Jahre wieder: Weihnachtssingen mit dem Posaunenchor

Eine Kirche ist die Bahnhofsvorhalle nicht, aber immer am Heiligen Abend findet hier einer der bestbesuchten Gottesdienste Hannovers statt. Auch in diesem Jahr kamen wieder hunderte Besucher, um mit dem Posaunenchor der Stadtmission Weihnachtslieder zu singen, eine Andacht zum Weihnachtsfest zu hören und –wer wollte –auch zu beten. Posaunenmusik feiert Jubiläum: In diesem Jahr gab es zudem ein Jubiläum zu feiern, auch wenn es zwischen den Verantwortlichen auf der Bühne eine kurze Diskussion gab, um welche Jahreszahl es dabei eigentlich geht. 60 Jahre? Oder 70? Schließlich klärte Pastor Stephan Lackner auf: Im Jahr 1950 habe zum ersten Mal der Posaunenchor aus Vahrenwald die Musik zur Heiligen Nacht im Bahnhof bestritten und im noch kriegsversehrten Hannover Reisenden und Gestrandeten ein wenig Weihnachtsgefühl geschenkt. 69 Jahre ist das her, aber damit bliesen am Heiligen Abend 2019 zum 70. Mal die Posaunen in der Halle. Allerdings trat erst zum 60. Mal der Posaunenchor der Stadtmission auf. Hier zum Klicken: Ein Video vom Konzert: Doch die Stadtmissionsbläser sind an diesem Abend nicht allein, wie Chorleiter Rudolf Neumann sagt. Er lädt immer auch Mitglieder anderer Chöre aus Hannover und dem Umland ein. Und wie viele kommen? „Das weiß ich nie“, sagt Neumann. Auf 50 bis 60 Musiker schätzt er sein Orchester eine Viertelstunde vor Beginn des Konzerts, es werden aber sicherlich 90 werden, vermutet er. In guten Jahren auch schon mal über 100. Doch egal wie viele es sind: Sie füllen die Bahnhofshalle mit weihnachtlich-wunderbaren Klängen. Evergreens der Weihnachtsmusik: Und es geht gleich mit einem der strahlendsten Weihnachtslieder los: „Tochter Zion“ schallt es kraftvoll durch die Halle, „jauchze laut, Jerusalem“. Die Posaunen machen Druck und die Besucher singen lautstark mit. Auch weitere Evergreens der Weihnachtsmusik fehlen nicht an diesem Abend: „Es ist ein Ros’ entsprungen“, „Hört der Engel helle Lieder“ und natürlich „Stille Nacht“ gehören fest zum Repertoire. Zwischen den Musikstücken gibt es die Weihnachtsgeschichte nach Lukas und eine Andacht mit Pastor Lackner und Christiane Neukirch, Pastorin für gebärdensprachliche Seelsorge. Sie zeigt den Besuchern die zentralen Sätze der Weihnachtsgeschichte in Gebärdensprache. „Fürchtet euch nicht“ wird zu zwei Gesten: Einem erschreckten Gesicht mit zur Abwehr erhobenen Händen als Zeichen für Angst. Und dann einer wegwischenden Handbewegung: Brauchst du nicht.“Ehre sei Gott in der Höhe“: Eine Handbewegung für „Ehre“ und dann drei Finger wie zum Schwur gehoben: Gott in der Höhe. Lackner greift das auf: „Friede ist nur da, wo Ehre ist, wo Respekt ist, wo keiner dominant sein will.“ Für viele Hannoveraner gehört das Singen im Bahnhof fest zu Weihnachten dazu. „Deshalb sind wir doch hier und nicht auf dem Sofa geblieben: Weil wir uns Weihnachten nochmal reinziehen wollen“, bringt Lackner es auf den Punkt und erntet dafür Gelächter und Applaus. Lesen Sie auch: Bischof Meister an Heiligabend: „Weihnachten ist nicht retro“ HAZ-Leser erzählen ihre Weihnachtsmann-Geschichten Das ist Weihnachten 2019 in Hannover los Von Heiko Randermann