Erhaben steht die riesige Torte in Form einer Zeitungsseite auf einem Stehtisch im Garten des Madsack-Verlagsgebäudes. Sie ragt über den Tisch hinaus, man muss sie gut festhalten, damit die Feier zum 70. Geburtstag der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) nicht mit einem Malheur beginnt. Doch die Größe der Torte ist keinesfalls übertrieben – von ihr soll schließlich jeder der 70 eingeladenen HAZ-Leser etwas haben. Denn wie man das zum 70. so macht: Man lädt sich gute Freunde zu Kaffee und Kuchen ein. Und im Falle einer Zeitung sind das eben einige der treuesten Leser.
So kommen die Abonnenten bei Kaffee und Riesentorte mit den Redakteuren und Verlagsmitarbeitern ins Gespräch – und berichten davon, was sie mit ihrer Zeitung schon alles erlebt haben. Mit dabei ist auch HAZ-Chefredakteur Hendrik Brandt, der sich zum Auftakt der Veranstaltung an die Leser wendet. „In diesem Rahmen können Sie uns persönlich sagen, was Ihnen an der Zeitung gefällt oder eben auch mal nicht“, sagt er.
Die Idee für den „netten Nachmittag“ habe sich das Team beim Bundespräsidenten abgeschaut, verrät Brandt. „Da sitzen dann die Bundeskanzlerin und die Minister an den Tischen – bei uns sind es heute erfahrene Redakteure und Verlagsmitarbeiter.“ Neben dem Chefredakteur sind das sein Stellvertreter Felix Harbart, Reporterchef Heiko Randermann, die Redakteure Michael B. Berger, Simon Benne, Jan Sedelies und Volker Wiedersheim. Dazu gesellen sich Vertriebsleiterin Annett Wagenknecht und ihr Kollege Jörg Buchschatz sowie Vermarktungsleiter Max Hase.
Nicht zufällig hat die Redaktion genau 70 Leser eingeladen. Diese 70 hatten vorab in Briefen von ihren persönlichen Erlebnissen mit der HAZ berichtet: Einige haben ihren Arbeitsplatz, andere ihren Lebensgefährten über die Zeitung kennengelernt, wieder andere lernten mit der HAZ lesen oder können sich seit mehr als 50 Jahren keinen Tag ohne die Zeitung vorstellen. „Das waren tolle Geschichten, die gezeigt haben, wie wir mit der Stadt und Ihnen und Ihrem Leben verbunden sind“, sagt Brandt. „Dafür sind wir sehr dankbar. Sie gehören einfach dazu, und das ist auch gut so.“ Dann schneidet Brandt die Torte an, und die Geburtstagsgäste singen laut „Happy Birthday“ dazu, wie es sich gehört. Begleitet wird das Ständchen von HAZ-Leser und Musiker Erich Scharnofske mit der Trompete.
Im Zelt gibt es neben Kaffee und Kuchen dann auch jede Menge Fragen an die HAZ-Mitarbeiter. „Wie funktioniert das eigentlich mit dem Korrekturlesen?“, will zum Beispiel ein Leser von Redakteur Simon Benne wissen. „Früher gab es eine Kasse in der Redaktion, in die jeder 5 Mark werfen musste, wenn er das ‚Das‘ falsch geschrieben hatte“, erzählt der Redakteur. Damals sei es oft zu Verwirrungen gekommen: ein s, zwei s oder ß? „Heute gibt es die Kasse nicht mehr“, sagt Benne und lacht. „Aber Korrekturleser lesen wie früher jede Seite mit dem Rotstift durch.“
Leserin Christa Glaser-Wendt hat sich zum stellvertretenden Chefredakteur Felix Harbart gesellt und erzählt, was sie mit der HAZ verbindet: In den Sechzigerjahren hat sie bei der Zeitung als Redaktionssekretärin gearbeitet – hat also zum Beispiel Texte, die ihr Reporter am Telefon diktiert haben, aufgeschrieben. „Das war eine interessante und spannende Arbeit“, sagt sie.
Viele der Leser haben nicht nur ihre Geschichten mitgebracht, sondern auch kleine Präsente oder Erinnerungsstücke. Carmen Abbassi-Stolzenburg zeigt das Buch „Hannover in den 50er Jahren“ des ehemaligen Lokalchefs Wolfgang Steinweg. Darin befinden sich mehrere Fotos der Abonnentin. „Die HAZ hatte damals aufgerufen, Fotos einzusenden, was ich gern gemacht habe“, erzählt sie.
Beim abschließenden Besuch der Redaktionsräume erklärt Redakteur Jan Sedelies den Gästen die Zeitungsproduktion. Viele haben das Gefühl, die HAZ nun ein kleines bisschen besser zu kennen. Und auch für die Redakteure und Verlagsmitarbeiter war es ein herrlicher Nachmittag. „Es ist schön, so viele berührende und spannende Geschichten zu hören, die die Leser mit unserer Zeitung verbinden“, sagt Brandt. „Von so einem Nachmittag kann man jetzt wieder ein ganzes Jahr zehren.“
Von red