Ausbildung: Die HAZ begleitet die Dachdeckerlehrlinge Sören und Wiktor

Nach gut sieben Monaten Lehre ist Sören (18) so richtig im Dachdeckerberuf angekommen. „Ich arbeite jetzt noch selbstständiger“, sagt er. „Einen Mentor brauche ich eigentlich gar nicht mehr, wenn ich auf der Baustelle etwas nicht weiß, dann frage ich einfach, ein mulmiges Gefühl habe ich dabei überhaupt nicht mehr, auch nicht, wenn ich direkt den Chef anspreche.“ Und ein Strahlen geht durch sein Gesicht: „Je mehr ich selbstständig arbeiten kann, desto mehr Laune bringt das.“ Auch in der Schule komme er gut mit, erzählt er. Im vergangenen August hat er zusammen mit Wiktor (19) eine Ausbildung beim Dachdeckerbetrieb von Petra und Mario Dammann in Neustadt am Rübenberge begonnen. Zwei Wochen Dachdeckerschule im Harz: Die ersten zwei Wochen überbetriebliche Ausbildung in der Dachdeckerschule in St. Andreasberg haben die beiden Lehrlinge auch schon hinter sich. „Es war so ein bisschen wie auf Klassenfahrt“, sagt Sören. Schließlich seien die Mitschüler aus der Berufsschule dabei gewesen: „Man kann arbeiten, man hat seine Kollegen dabei – besser geht es eigentlich gar nicht.“ Im Harz sei es vor allem um Dachdeckerfachaufgaben gegangen: „Man lernt den Pfusch zu vermeiden.“ Die beiden jungen Männer aus Neustadt mussten an einem Modell zeigen, wie man ein Dach korrekt eindeckt. Fachbegriffe wie „Biberschwanz“ oder „runde Pfanne“ sind ihnen längst vertraut. Auch Wiktor sagt, dass ihm die Zeit in St. Andreasberg gefallen habe. Die Lehrer hätten gut erklärt, wenn man etwas falsch gemacht habe und wo man sich verbessern müsse. Immer noch ein Traumjob: Dachdecker sei noch immer sein Traumjob, schwärmt Sören: „Es gefällt mir besser als je zuvor.“ Seine Ausbilderin Petra Dammann drückt das so aus: „Der Sören gibt richtig Gas.“ Ziegel mit der Flex zu schneiden, das ist eine Herausforderung, die er in Zukunft meistern will: „Das ist schwerer als gedacht.“ Wiktor (19) betont ebenfalls, dass ihm der Beruf Spaß mache: „Das Wetter spielt mit – das ist auch ein Plus.“ Die Kollegen seien nett. Ihm gefalle es zu sehen, was er an einem Tag erreicht habe. Das Ganze sei Teamarbeit und jeder Beitrag sei wichtig. „Selbst wenn ich mal nur Ziegel trage, ist das gut, denn es kommt darauf an, was alle gemeinsam schaffen.“ In der Berufsschule sei der Lernstoff manchmal schwierig, sagt Wiktor: „Aber ich versuche klarzukommen, die Lehrer erklären gut.“ Die Tage sind lang, aber die Laune ist gut: Jeden Morgen steht Sören um zehn Minuten vor sechs Uhr auf („nur zehn Minuten früher als zu Schulzeiten“), bis 16 Uhr ist er meistens auf der Baustelle. Zuhause ist er gegen 16.30 Uhr. „Wenn ich früher zehn Stunden Unterricht hatte, war ich auch nicht eher zuhause.“ Übermäßig erschöpft fühle er sich von den Arbeitstagen nicht: „Ich habe immer schon viel Sport gemacht.“ Sören wohnt noch zuhause und das wird wohl noch eine Weile so bleiben: „Die Beziehung zu meinen Eltern ist gut, es gibt keinen Stress, und eine eigene Wohnung kostet ja auch viel Geld.“ Wiktor steht bereits um 5.30 Uhr auf, aber auch ihn das stört nicht: „Wenn ich früh aufstehe, dann gehe ich auch früh ins Bett.“ Auch er wohnt noch zuhause bei seiner Familie und will das auch nicht ändern. „Das passt alles gut.“ Neue Azubis stehen schon in den Startlöchern: Im August starten schon die nächsten beiden Lehrlinge bei den Dammanns, die Ausbildungsverträge haben Melvin und Yazan gerade unterschrieben. „Wenn mich die neuen Azubis fragen, helfe ich ihnen gern“, sagt Sören, „so wie auch mir von Gesellen und älteren Auszubildenden geholfen worden ist.“ Petra Dammann erstellt gerade ein Modell eines Ausbildungsplans für jedes Lehrjahr, sodass die Nachwuchskräfte genau sehen, was sie schon gemacht haben und was sie noch lernen müssen. Die ersten Herbst- und Winterstürme haben Sören und Wiktor in den Monaten seit Oktober schon erlebt. „Es ist schon cool, wenn ich bei starkem Wind auf dem Dach stehe.“ Unten auf den Straßen seien an diesen Tagen nur wenige Menschen unterwegs gewesen. Jetzt freut sich Sören auf den Sommer. Bei 40 Grad Hitze aufs Dach zu steigen – das ist ihm im vergangenen Jahr noch erspart geblieben: „Da hatte ich noch Sommerferien.“ Das könnte dieses Jahr anders werden. Lesen Sie auch: Traumjob Dachdecker: In St. Andreasberg lernt Sören, wozu auf der Baustelle oft die Zeit fehlt Traumjob Dachdecker: Sören und Wiktor sind auch nach zehn Wochen noch begeistert Traumjob Dachdecker: Wie Sören und Wiktor ihre Lehre starten Von Saskia Döhner