Ausländerbehörde Hannover: Antragsstau zwingt Mitarbeiter zum Wochenendeinsatz

Antragsstau, schlechte Erreichbarkeit, kaum freie Onlinetermine – die seit Monaten bestehenden Probleme bei der Ausländerbehörde sind noch nicht gelöst. Noch immer kämpft die Behörde mit dem Bearbeitungsstau aus dem ersten Lockdown im Frühjahr. Damals wurde das Amt für mehrere Wochen geschlossen, ausgefallene Termine mussten nachgeholt werden. „Wir rechnen damit, dass im 1. Quartal 2021 neues Personal für die Ausländerbehörde gewonnen werden kann und sich die Bearbeitungsrückstände langsam vollständig abbauen lassen“, sagt Stadtsprecher Udo Möller auf Nachfrage der HAZ. „Bei Behörde ist durchgehend besetzt“: Eine russische Studentin, die ihr Visum verlängern will, berichtet, dass die Behörde kaum erreichbar sei. „Ich habe mehrmals erfolglos versucht, die Ausländerbehörde telefonisch zu erreichen. Es ist durchgehend besetzt. Dann habe ich es per E-Mail versucht und erhielt ebenfalls keine Antwort“, sagt sie. Auch die Onlineterminreservierung scheine nicht zu funktionieren. „Wenn ich auf die Seite im Netz gehe, erhalte ich stets die Anzeige, dass es für die kommende Woche keine Vorsprachemöglichkeiten gibt“, sagt die Studentin. Odyssee durchs Amt: Das bestätigt eine weitere HAZ-Leserin, die zusammen mit ihrer Schwiegertochter, einer Türkin, deren Aufenthaltstitel verlängern wollte. Sie berichtet von einer Odyssee durchs Amt, die im Sommer begann und noch nicht beendet ist. „Stundenlang warteten wir im Sommer vor und im Gebäude auf einen Termin“, berichtet die Frau. Telefonisch und per Mail sei wochenlang niemand erreichbar gewesen, die Online-Reservierung funktioniere nicht. Ende Dezember ist der Aufenthaltstitel der Schwiegertochter abgelaufen. „Eine Verlängerung haben wir immer noch nicht in den Händen“, sagt die HAZ-Leserin. Auch die HAZ hat zu verschiedenen Tageszeiten immer wieder probehalber versucht, zur Online-Anmeldung der Behörde vorzudringen – ohne Erfolg. Die Stadt hat das Internetangebot kürzlich eingerichtet, weil sich zuvor lange Warteschlangen vor dem Eingang bildeten. Bereits am frühen Morgen standen die Menschen an, um einen Termin im Amt zu ergattern. Es kam zu lautstarken und teilweise handgreiflichen Auseinandersetzungen um günstige Positionen in der Warteschlange. Die Corona-Abstandsregeln wurden missachtet. Jetzt ist es Betroffenen nur noch möglich, über vorherige Terminabsprachen zu den Mitarbeitern im Amt zu gelangen – aber dazu müsste die Behörde erreichbar sein. Mitarbeiter schieben Überstunden: Die Stadt beteuert, dass die Beschäftigten der Ausländerbehörde alles daran setzen, den Bearbeitungsstau zu beheben. „Die allermeisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Überstunden aufgebaut und im Rahmen von Sonderaktionen an Sonnabenden und Sonntagen konnten circa 5000 gültige Übergangsbescheinigungen zusätzlich ausgestellt werden“, sagt Möller. Die Nachfrage nach „Spontanvorsprachen“ sei indes immer noch höher als das Angebot. Dennoch habe man die Rückstände aus der Zeit des ersten Lockdowns beinahe abgearbeitet. Lesen Sie auch Ausländerbehörde in Hannover: Zutritt nur noch mit Termin Probleme bei der Stadt Hannover: Bearbeitungsstau in der Ausländerbehörde: Wartende streiten um Platz in der Schlange Prinzipiell dauere es derzeit eine Woche, bis ein Antrag bearbeitet sei, teilt die Stadt mit. Bei Studierenden und Fachkräften könne es auch mal vier Wochen dauern. „An einzelnen Tagen ist die telefonische Erreichbarkeit einzelner Arbeitsgebiete nicht oder nur eingeschränkt gewährleistet“, sagt Möller. Von Andreas Schinkel