Baukosten für Hannovers Berggarten-Schauhaus fast verdreifacht

Die Herrenhäuser Gärten werden um eine Attraktion reicher – aber zugleich wird alles teurer. Die Kosten für das neue Schauhaus im Berggarten, das das marode Kanarenhaus ersetzen soll, schießen in die Höhe: Statt 5 Millionen Euro soll der Bau jetzt knapp 13 Millionen Euro kosten, wie Gartendirektor Ronald Clark am Freitag im Kulturausschuss berichtete. Die ursprüngliche Kostenschätzung stammt aus dem Jahr 2015. „Das Vorhaben ist sehr teuer geworden“, räumt Clark ein, aber man bekomme dafür auch Qualität. Viel Geld koste die Dreifachverglasung, aber die sei nötig, um Wärme im Haus zu halten. Zwar rechnet die Stadt Hannover noch mit Zuschüssen aus Bundesmitteln, dennoch fehlen am Ende 6,5 Millionen Euro. Die Lücke will die Stadt mit einem Kredit schließen. Um das Darlehn zu tilgen, aber auch die Betriebskosten für das neue Schauhaus zu schultern, will die Stadt ab 2024, wenn das Gewächshaus fertig ist, die Eintrittspreise für die Herrenhäuser Gärten anheben. Preis für Kombiticket steigt von acht auf zehn Euro: Künftig soll das Erwachsenenkombiticket für den Großen Garten und den Berggarten zehn Euro statt bisher acht Euro kosten. Der Preis für den Berggarten erhöht sich von 3,50 auf 5 Euro. Das ermäßigte Berggarten-Ticket verdoppelt sich – von 1,50 auf 3 Euro. Die Jahreskarte verteuert sich um fünf Euro auf 30 Euro. Gleiches gilt für den Preis der ermäßigten Jahreskarte, der von 15 auf 20 Euro steigt. Trotz Kostenexplosion begrüßen Ratspolitiker das Vorhaben. Die SPD will jedoch die Preiserhöhung für die Jahreskarte nicht hinnehmen. Inhaber solcher Tickets seien vor allem Hannoveraner, und für Einheimische dürfe sich der Eintritt in die Herrenhäuser Gärten nicht verteuern, sagt SPD-Kulturpolitikerin Belgin Zaman. Die FDP zeigt Verständnis für die Verteuerung des Vorhabens. „Die Baukosten sind in den vergangenen Jahren extrem angestiegen“, sagt FDP-Fraktionschef Wilfried Engelke. Über die Eintrittspreiserhöhung müsse man noch einmal sprechen. Lesen Sie auch Herrenhäuser Gärten Hannover: Entwurf für neues Berggarten-Schauhaus ausgewählt Schauhaus mit Riesenseerose und Schmetterlingen: Für den erhöhten Eintritt gibt es auch mehr zu sehen. Der neue Glaspalast im Berggarten teilt sich in drei Bereiche: Becken mit Riesenseerose Viktoria, Kanarenhaus und einen weiteren Aussstellungsbereich mit Kübelpflanzen und Palmen. Dort soll eine Lounge mit Sitzgelegenheiten entstehen. An einem Kiosk können sich Besucher Getränke holen. Die Lounge will die Stadt vermieten für Empfänge und Feiern. Zudem flattern im Seerosen-Bereich etliche Schmetterlinge durch den Raum. „Das Ganze wirkt wie eine Lichtung im Dschungel“, sagt der Gartendirektor. Allein die bunten Insekten dürften ein Besuchermagnet werden. Vor drei Jahren zog eine Schmetterlingsausstellung im Orchideenhaus des Berggartens 90.000 Besucher an. Es war die erfolgreichste Ausstellung, die bisher in den Herrenhäuser Gärten gezeigt wurde. „So etwas wollen wir jetzt jedes Jahr machen“, meint Clark. In dem neuen Gewächshaus ist zudem eine Art Aussichtsterrasse vorgesehen, von der aus Besucher einen Blick über die gesamte Vegetation genießen können. In einer Zisterne unterhalb des Gewächshauses wird Regenwasser gesammelt. Mehreinnahmen von 890.000 Euro: Gartendirektor Clark rechnet ab 2024 mit steigenden Besucherzahlen und infolgedessen höheren Einnahmen. Nach seinen Berechnungen sollen jährlich knapp 890.000 Euro zusätzlich in der Kasse klingeln. Damit will er zum einen den Kredit für den Bau des Schauhauses tilgen, zum anderen die zusätzlichen Personal- und Sachkosten – rund 420.000 Euro – bezahlen, die das neue Schauhaus verursacht. „Die Kämmerei hat das alles durchgerechnet“, sagt Clark. Von Andreas Schinkel