Corona-Krise am Flughafen Hannover-Langenhagen: Keine Infos für Rückkehrer

Fast täglich erlässt die Regierung neue Handlungsanweisungen zum Verhalten in der Corona-Krise – wer aber über Hannovers Flughafen zurückkehrt, bekommt davon nichts mit. „Dass ich als Ägypten-Rückkehrerin eigentlich 14 Tage lang in Quarantäne bleiben muss, habe ich durch Zufall erfahren“, sagt etwa HAZ-Leserin Ingrid Bietzker aus Burgwedel: „Bei der Einreise gab es dazu keinerlei Information, geschweige denn Fiebermessen oder andere Kontrollen.“ Corona-Krise trifft Flughafen Hannover-Langenhagen hart: Es ist gespenstisch am Flughafen in Langenhagen in diesen Tagen. Cafés und Läden sind geschlossen, die Gänge sind fast menschenleer. Von 60 geplanten Starts waren am Montag alle bis auf drei gecancelt. Rückkehrmaschinen dagegen gab es fast ein Dutzend. Aber wer sie verlässt und damit in ein Land zurückkehrt, in dem inzwischen strafbewehrte Ausgangsbeschränkungen gelten und Verhaltensauflagen für Einreisende aus Risikogebieten, der erfährt am Flughafen nichts. Oder fast nichts: Nach Angaben der Region sollen im Ankunftsbereich Infotafeln stehen, die auf die Situation hinweisen. Keiner der ankommenden Fluggäste, mit denen die HAZ vor Ort sprach, hat sie wahrgenommen. „Ich wurde nur vor dem Abflug in Boston einmal gefragt, wie es mir geht“, sagt Luis Schröder, „danach gab es weder im Flugzeug noch bei der Ankunft irgendwelche Informationen zur Corona-Situation.“ Der 16-Jährige aus Wedemark-Bissendorf hat auf Wunsch seiner Eltern den Schüleraufenthalt in Übersee vorzeitig abgebrochen. Seine Mutter Catalin sagt: „Es ist völlig absurd, dass in diesen Zeiten bei der Einreise nicht mal parallel zu einer Passkontrolle gefragt wird, wie es den Reisenden geht.“ „Bitte lassen Sie Ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt“: Auf den Bildschirmen laufen allgemeine Nachrichten und Werbung in Dauerschleife. Corona-Durchsagen gibt es ebenfalls nicht. Nur eine bekannte Sicherheitsansage läuft wie eh und je vom Band: „Bitte lassen Sie Ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt.“ Das Flughafenmanagement findet das alles ganz normal. Sprecherin Kristin Peschel verweist auf das Gesundheitsamt. „Wir handeln in Abstimmung und auf Anweisung der Behörde“, teilt sie mit, und dass der Flughafen „keine unabgestimmten Einzelmaßnahmen ergreifen“ werde. Einsatz bei Corona-Verdachtsfall im Flugzeug: Tatsächlich hat das Gesundheitsamt klare Vorschriften für den Umgang mit Verdachtsfällen am Flughafen erlassen. Am Sonnabend hatte ein Fluggast beim Rückflug stark gehustet. Für alle Passagiere in den drei Sitzreihen davor und dahinter gibt es dann sogenannte Aussteigerkarten, auf denen Name und Anschrift vermerkt werden für den Fall, dass der hustende Passagier positiv auf das Coronavirus getestet wird. Die haben wir im Auftrag des Gesundheitsamts verteilt und eingesammelt“, sagt Flughafensprecherin Peschel. Mehr aber passiert nicht. Ein Ehepaar, das zweieinhalb Wochen in Tansania war und über Amsterdam zurückgeflogen ist, findet diese Situation befremdlich. „Ich hätte gedacht, dass bei der Einreise mindestens gefragt wird, ob man Beschwerden hat, und einem ein Infozettel in die Hand gedrückt wird“, sagt die Frau. Ein junges Paar, das in Ghana Rucksackurlaub gemacht hat, berichtet, dass dort immerhin vor der Abreise ein Temperaturcheck gemacht wurde, „danach aber gab es gar nichts mehr“. Kritik im Rat an mangelnder Sicherheit: Die Ratsfraktion der Linken hat am Montag die Nachlässigkeit bei der Einreise scharf kritisiert. Es sei ein Widerspruch, dass am Flughafen „ohne außerordentliche Kontrollen und Schutzmaßnahmen“ Menschen einreisten, während zugleich in der Innenstadt scharfe Ausgangsauflagen für Regionsbewohner gälten, bemängelt Fraktionschef Dirk Machentanz. Der Flughafen gehört mehrheitlich der Stadt und dem Land Niedersachsen, insgesamt 30 Prozent hält ein britischer Finanzinvestor. Rückkehrerin Reinhilde Beuchert-Rautenberg hat nach zweieinhalb Wochen Ägyptenurlaub mit Nilkreuzfahrt von ihrem Chef in Hannover erfahren, dass sie doch bitte zunächst nicht zur Arbeit zurückkommen soll. „Wir wurden auf dem Schiff regelmäßig auf Fieber kontrolliert und danach im Hotel auch noch zwei- bis dreimal“, sagt sie. Dass es hingegen bei der Wiedereinreise nach Deutschland keinerlei Ansprache gebe, sei „beunruhigend“. Auch Ägypten-Rückkehrerin Bietzker aus Burgwedel sagt: „Ich habe das Gefühl, in Ägypten sind sie weiter mit den Schutzvorkehrungen. Ich habe mich selbst in häusliche Quarantäne versetzt. Aber wenn ich von der Situation in Deutschland nichts mitbekommen hätte, dann wäre ich nach der Rückkehr ganz normal zum Einkauf gegangen.“ Lesen Sie auch: Corona-Liveticker: Die Lage in Hannover und Niedersachsen im Überblick Aktuelle Zahlen zum Coronavirus in der Region Hannover: So viele Infizierte gibt es Coronavirus in Hannover: Diese Artikel sollten Sie gelesen haben Von Conrad von Meding