Sorge um Virus-Mutation: Reisende aus London konnten Flughafen verlassen

Nach einem Zwangsaufenthalt auf dem Flughafen Hannover-Langenhagen für 64 Passagiere aus Großbritannien hat sich ein Fluggast als Covid-19-positiv herausgestellt. Weitere Labortests sollen nun klären, ob der Passagier sich mit der neuen, besonders ansteckenden Variante des Coronavirus infiziert habe, teilte die Region Hannover am Montagmorgen mit. Der betroffene Fluggast und die Begleitpersonen wurden in einem Quarantäne-Transport zu ihrem Zielort gebracht. Es handele sich um zwei Erwachsene und ein Kind. Dort müssten sie „separiert“ werden. Wohin die Passagiere gebracht wurden, wollte Regionspräsident Hauke Jagau nicht sagen. Das betroffene Gesundheitsamt außerhalb der Region Hannover sei informiert, berichtete er am Mittag in einem kurzfristig einberufenen Pressegespräch. Das Paar mit dem Kind sei in einer eigenen Wohnung untergebracht. In der Maschine der Fluggesellschaft British-Airways waren 62 Sitzplätze belegt, zwei Passagiere waren Kleinkinder, die auf dem Schoß ihrer Eltern im Flugzeug unterwegs waren. Alle Passagiere müssen in Quarantäne: Die übrigen Passagiere aus der Maschine konnten den Flughafen am Montagmorgen wieder verlassen. Sie müssen sich zu Hause in eine zehntägige Quarantäne begeben. Die Quarantäne kann durch einen negativen Test nach fünf Tagen abgekürzt werden. Bei der Maschine aus London handelte es sich um einen der vorerst letzten Flüge aus Großbritannien nach Deutschland. Weil in England eine neue Variante des Coronavirus aufgetreten ist, die 70 Prozent ansteckender ist, als die bisher bekannte Virus-Version, wurden alle Flüge von Großbritannien nach Deutschland abgesagt. Ziel ist es, die Verbreitung der neuen Virus-Variante in Deutschland so lange wie möglich aufzuhalten. Wer kontrolliert Bahnreisende? Unklar ist allerdings bislang, wie die Bundespolizei verhindern will, dass Reisende aus Großbritannien per Zug nach Deutschland einreisen, die noch auf das europäische Festland gekommen sind, kurz bevor die Flug- und Fährverbindungen eingestellt wurden. Auch der Eurotunnel ist inzwischen gesperrt. Die Kontrollen finden derzeit nur stichprobenartig bei der Einreise in den Schengen-Raum, also in Frankreich oder den Niederlanden statt. Reisende aus Großbritannien, die von dort weiter nach Deutschland fahren, werden in der Regel nicht mehr kontrolliert. Auch in Südafrika war vor kurzem eine hochansteckende Variante des Corona-Virus entdeckt worden. Am Flughafen Hannover durften insgesamt 64 Passagiere zunächst nicht einreisen, 63 mussten getestet werden, ein Fluggast flog nach London zurück. Für die Reisenden waren Feldbetten aufgestellt worden. „Unser Ziel war zu verhindern, dass die neue Virusart unbemerkt nach Niedersachsen einzieht“, sagte Regionspräsident Jagau. Jagau weist Kritik von Passagieren zurück: Er wies die Kritik von Passagieren zurück, sie seien gegen ihren Willen viel zu lange am Flughafen festgehalten worden. Die Aktion sei rechtlich durch das Infektionsschutzgesetz gedeckt worden, die Halle für den Aufenthalt der Passagiere sei sehr groß gewesen, Abstände seien eingehalten worden. „Wer in ein Flugzeug steigt, nimmt ein höheres Risiko einer Infektion in Kauf“, betonte Jagau, in der Halle am Flughafen Hannover-Langenhagen sei das Risiko jedoch nicht erhöht gewesen. „Die Allgemeinheit hat ein Recht darauf, geschützt zu werden“, betonte der Regionspräsident. Deshalb seien die Passagiere getestet und die Ergebnisse abgewartet worden. Die Probe mit dem Abstrich des positiven Ergebnisses sei in das Labor des Virologen Prof. Christian Drosten nach Berlin geschickt worden, berichtete die stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamts der Region Hannover, Marlene Graf. Dort solle möglichst schnell geklärt werden, ob es sich bei dem Corona-Virus um die besonders ansteckende Variante aus England handle. Von Tobias Morchner und Mathias Klein

Corona-Mutation? Flughafen Hannover – Passagier in Quarantäne