Corona-Regeln: Das sagen Menschen in Hannover zum strengen Lockdown

Bund und Länder haben am Dienstag neue Corona-Beschränkungen beraten. Neben der Einschränkung der Bewegungsfreiheit auf 15 Kilometer um den Wohnort in Landkreisen mit einer Inzidenz über 200 Fällen sollen auch die Kontakte weiter reduziert werden. Statt zwei Haushalten mit maximal fünf Personen darf sich dann nur noch ein Haushalt mit einer weiteren Person treffen. Gerade junge und allein lebende Menschen könnte dies weiter isolieren, denn große Treffen vor Ort mit dem Freundeskreis bleiben weiterhin verboten. Eine nicht repräsentative Umfrage unter ihnen zeigt ein geteiltes Bild. Keine Angst vor Vereinsamung: Der allein lebende Hendrik, der seinen Nachnamen nicht nennen möchte, kann die Notwendigkeit der Einschränkungen nachvollziehen. „Ich sehe mich da selber in der Verantwortung“, sagt er. Obwohl der 32-Jährige alleine lebt, hält er den Lockdown für richtig. „Man merkt das schon, dass da auf jeden Fall etwas fehlt“, sagt er. Angst, durch die noch härteren Beschränkungen zu vereinsamen, hat er aber nicht. „Ich bin ein Mensch, der gut für sich Zeit verbringen kann.“ Nur die Familie, die könne er nun nicht mehr sehen. Doch er sieht auch etwas Positives am Lockdown, denn der Kontakt zu Freundinnen und Freunden, die weiter weg wohnten, habe sich verstärkt. „Vorher hat man sich schon eher auf die Leute vor Ort konzentriert“, sagt er. Lesen Sie auch Private Treffen, Schulen, Ausflüge – diese Corona-Regeln gelten jetzt Ärztin aus Hannover: Wie der Corona-Lockdown junge Menschen trifft „Regeln sind nachvollziehbar“: Masterstudentin Alina bewertet die neuen Kontaktbeschränkungen hingegen etwas kritischer. „Ich verstehe den Sinn dahinter, finde es aber fragwürdig, weil die andere Person, die man treffen darf, immer noch Kontakte zu anderen Personen hat“, sagt die 25-Jährige. „Natürlich ist das Risiko geringer, je weniger Leute man trifft, aber es ist halt eine Frage der Freiheit.“ Die Folgen der Kontaktverbote für das psychische Wohlbefinden der Menschen beschäftigen sie besonders. Denn Kontakt zu Freunden übers Handy und Internet zu halten, gehört in der jungen Generation zwar zur Normalität – könne aber keine realen Treffen ersetzen. Zu Beginn der Corona-Pandemie lebte sie alleine in einer Wohnung, vor Kurzem ist sie in eine Wohngemeinschaft gezogen. Die Pandemie ist auch ein Grund dafür gewesen. „Ich hatte das Gefühl, ein bisschen zu vereinsamen, jetzt habe ich wenigstens meine Mitbewohnerinnen“, erzählt sie. Schülerin sieht Homeschooling kritisch: An den weiterführenden Schulen wird es vorerst keinen Präsenzunterricht geben. Miriam von der IGS Büssingweg in Hannover-Vahrenwald freut sich darüber nicht. Die Schülerin gehört zum Abiturjahrgang 2021. Schon durch den ersten Lockdown fehlt ihr viel Unterrichtsstoff – und die Hoffnung, die Noten durch mündliche Beteiligung zu verbessern, hat sie auch nicht mehr. „Wir werden überhaupt gar nicht gefragt“, sagt die 21-Jährige. Gerade was die Schule angeht, fühle sie sich häufig übergangen. Beim Onlineunterricht könne sie sich nicht gut konzentrieren, sagt die Schülerin. Bibliotheken, in denen man in Ruhe lernen kann, sind ebenfalls geschlossen. Auch eine Jahrgangsfahrt werde es für sie nicht geben, erzählt Miriam. „Unser Jahrgang hatte wirklich nichts.“ Dennoch überwiege die Angst, jemanden anstecken zu können. Daher befürwortet sie einen harten Lockdown, damit sie schneller wieder in ein geregeltes Leben zurückkehren kann. Von Alina Stillahn und Inga Schönfeldt