Corona: Studierende kritisieren Chaos um Klausuren

Vor wenigen Tagen hat die Leibniz-Universität Hannover alle Präsenzklausuren wegen der angespannten Infektionslage kurzfristig abgesagt. Viele Studierende begrüßen die Entscheidung, doch sie sehen sich nun vor neuen Problemen. Die Hochschulleitung hat die Dozenten gebeten, mindestens bis 28. Februar und möglichst auch im Zeitraum danach andere Prüfungsformen als Ersatz zu wählen. Angesichts der Kürze der Zeit haben viele Mitarbeiter bereits abgewunken. „Die Entscheidung liegt in der Hand der Lehrenden, die mal mehr und mal weniger motiviert oder in der Lage dazu ist, eine Onlineprüfung anzubieten“, kritisiert ein Maschinenbau-Student. Manche Dozenten wirkten überfordert und es scheine ihnen an Unterstützung zu fehlen. Kritik: Uni hat Online-Prüfungen nicht vorbereitet: Viele Studenten kritisieren jetzt, dass die Leibniz-Uni Onlineprüfungen nicht bereits längerfristig vorbereitet hat. „Aus unserer Sicht hätte die Uni-Leitung das im Sommer vorantreiben müssen. Jetzt befinden wir uns in einer chaotischen Lage und fühlen uns hängen gelassen“, sagt Denny von Roux vom Fachrat Sozialwissenschaften. In seiner Fakultät soll es kurzfristig Onlineklausuren geben. Die fallen aber womöglich plötzlich deutlich anspruchsvoller aus, weil Studenten bei Open-Book-Klausuren Bücher und Notizen nutzen dürfen. Manche Studenten fürchten das Risiko, dass ihre Internetverbindung zu Hause während einer Onlineklausur zusammenbricht, wie das im Onlinestudium immer wieder passiert. Sie schlagen deshalb einen Freiversuch vor – bei Problemen soll die Prüfung wiederholt werden können. Andere Sorgen haben Studierende in Fakultäten wie Maschinenbau oder Wirtschaftswissenschaften. Dort wird ein Teil der Präsenzklausuren nach bisherigen Stand einfach verschoben. „Vor einem Jahr haben wir bereits die Erfahrung gemacht, dass die Verlegung zu einer erheblichen Mehrbelastung führt“, sagt ein Student. Denn dann stehen längst andere Verpflichtungen an. Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) sieht die Situation landesweit kritisch. „An vielen Universitäten wurde das letzte Semester nicht genutzt, um digitale Prüfungsformate vorzubereiten. Andere Hochschulen hingegen setzen weiterhin auf Präsenzklausuren und gefährden damit die Gesundheit der Studenten und Mitarbeitern“, bemängelt RCDS-Chef Jonas Schlossarek. Hochschule Hannover bleibt bei Klausuren: Die Hochschule Hannover hat jetzt ebenfalls eine Verschiebung oder Absage von Präsenzprüfungen diskutiert, sich aber dagegen entschieden. Für Klausuren sind neuerdings medizinische oder FFP2-Masken Pflicht, die Hochschule hält FFP2-Masken für die Studierenden bereit. Außerdem plant sie jetzt 10 Quadratmeter Platz pro Person ein. Ihre großen Klausuren hatte die HsH bereits auf Februar verschoben, sie sollen in kleineren Gruppen stattfinden. Von Bärbel Hilbig