Corona in Hannover: Auch Grundschulen wollen nach den Weihnachtsferien ins Wechselmodell B

Die Kritik an dem Plan von Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD), im Januar an den Grundschulen eine Maskenpflicht auch im Unterricht einzuführen, wächst zusehends. Erst- bis Viertklässler sollen weiterhin in vollen Klassen lernen, während die weiterführenden Schulen für drei Wochen ins Modell B mit geteilten Lerngruppen gehen. Die Grundschulen fühlen sich ungerecht behandelt und fordern ein Modell für alle Schule. Viele Eltern lehnen für jüngere Kinder das durchgehende Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ab. So wehrt sich etwa der Stadtelternrat Seelze aus Gründen der Gesundheitsfürsorge gegen eine Maskenpflicht. Viele Schüler klagten beim längeren Tagen über Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schwindel, das führe zu Lern- und Konzentrationsproblemen, heißt es in einer Stellungnahme des Gremiums. Zudem seien die gesundheitlichen Nebenwirkungen von dauerhaftem Maskentragen bei Kindern noch gar nicht erforscht. Wer zahlt die Schutzmasken? An der Grundschule Am Stöckener Bach fordern Personalrat und Schulleitung in einem Brief an Kultusminister Tonne für alle Grundschulen den Wechsel ins Modell B. Wer eine Maskenpflicht im Unterricht verhänge, müsse als Dienstherr auch die Beschäftigten mit Schutzmasken versorgen. „Die Ankündigung von finanziellen Mitteln ist noch keine Schutzmaßnahme“, heißt es in dem Brief. Unterdessen moniert der Verband Bildung und Erziehung (VBE), dass die im November versprochenen Hilfen für Trennwände, CO2-Ampeln und Luftfilter längst noch nicht angekommen seien. Die Kommunen beklagten, dass die Umsetzung längst nicht so unbürokratisch sei wie vom Land versprochen, vor Februar sei mit dem Geld nicht zu rechnen. Doch so lange dürften die Kommunen nicht warten, betont VBE-Vorsitzender Franz-Josef Meyer. Schließlich gehe es um die Gesundheit von Menschen. „Masken zu groß, schief oder schmutzig“: Lehrkräfte an der Grundschule Am Stöckener Bach sagen, dass die Masken der Kinder oft zu groß oder schmutzig seien, sie säßen nicht richtig und würden zu selten gewaschen, eine Zweitmaske habe kaum jemand dabei. Auch Elternvertreter stellen die Schutzwirkung der Masken infrage. Lehrer könnten nicht sicherstellen, dass Kinder sie auch immer trügen, heißt es. Familien mit ausländischen Wurzeln verstünden darüber hinaus die Corona-Verordnungen des Landes oft nicht oder legten sie besonders eng aus und schickten ihre Kinder gar nicht mehr in die Schule. Andere hielten die Vorschriften kaum oder gar nicht ein. Völlig unklar sei auch, wie hoch die Ansteckungsgefahr sei, wenn Familien über Weihnachten ihre Verwandten in den jeweiligen Heimatländern besuchten. Das Szenario B gebe mehr Sicherheit. Außerdem könnten Kinder in kleineren Gruppen besser lernen. Zudem könne auch eine Notbetreuung mit pädagogischen Mitarbeitern außerhalb der Schule angeboten werden. Stoßlüften macht vor allem Schülerinnen krank: Auch der VBE rät zu einem Wechselmodell für alle Schulen. Stoßlüften bringe bei zunehmender Nässe und Kälte nur mehr Erkältungskrankheiten bei den Kindern und sei kein effektiver Virenschutz. Schülerinnen und Lehrerinnen beklagen seit Wochen, dass sie häufiger an Blasenentzündungen litten. Auch Harald Haupt, Kreisvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), sieht die Maskenpflicht in der Grundschule skeptisch, Szenario B wäre die bessere Variante, meint er. Notgruppen könnten etwa in anderen Räumen wie ungenutzten Freizeitheimen eingerichtet werden. Jetzt sei noch genügend Zeit, nach Raumalternativen zu suchen. Eine umgehende klare Ansage des Landes sei besser, als wenn nach den Ferien in den Grundschulen plötzlich wieder spontan vom kompletten Präsenzunterricht im Modell A nach Corona-Fällen ins Modell B gewechselt werden müsse und Familien dann Betreuungsprobleme bekämen. Halbe Klassen, halb gefüllte Busse: Der Stadtelternrat Seelze verweist auch darauf, dass bei Modell B nur halb so viele Kinder in den Schulbussen säßen. Die Klassenhälfte im Homeschooling könne jeweils digital zum Unterricht im Klassenraum zugeschaltet werden, so blieben alle auf demselben Lernstand. Von Saskia Döhner