Corona in Hannover: Selbsttests an Schulen starten trotz Kritik

Morgens vor Unterrichtsbeginn erstmal in der Nase bohren: Von Schülerinnen und Schülern selbst durchgeführte Coronatests sollen den Schulalltag in Pandemiezeiten sicherer machen. Am Montag lief der Testbetrieb an den ersten niedersächsischen Schulen an. Eine Woche lang soll der Ablauf laut Kultusministerium geübt werden, noch sind die Tests allerdings nicht überall angekommen. Spätestens nach den Osterferien sollen sich alle Schülerinnen und Schüler und das gesamte Schulpersonal einmal wöchentlich selbst testen. Nur negative Tests an der IGS Bothfeld: An der IGS Bothfeld konnte am Montag schon getestet werden. Laut Schulleiter Rainer Kamphus hat der Start gut funktioniert. „Wir haben in der vergangenen Woche 1000 Testkits geliefert bekommen und konnten alles vorbereiten“, sagt er. Die Lehrkräfte seien vorher mit Videos und Ablaufplänen eingewiesen worden. Am Montagmorgen hätte das anwesende Personal sich dann zunächst selbst getestet und anschließend die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 10 in den Klassenräumen bei ihren Tests angeleitet. Momentan befinden sich an der IGS nur die Abschlussklassen im Wechselmodell, die anderen haben keinen Präsenzunterricht. „Das Erfreulichste: Alle waren negativ“, sagt Schulleiter Kamphus. Insgesamt hätten elf Lehrkräfte und 35 Jugendliche einen Test durchgeführt, drei ungültige hätten wiederholt werden müssen. Im Vorfeld sei Kamphus sehr gespannt gewesen, wie die Schülerschaft das Angebot annimmt. „Auch, weil hier teilweise Verschwörungsvideos über die Tests kursierten.“ Zum Start sei die Bereitschaft aber sehr hoch gewesen. „Diejenigen, die nicht teilnahmen, lehnen Tests nicht grundsätzlich ab, sondern haben das erforderliche Einwilligungsschreiben der Eltern Zuhause vergessen“, sagt der Schulleiter. Das müssen minderjährige Schülerinnen und Schüler einmalig abgeben. Schulleiter wünscht sich häufigere Tests: Was passiert, wenn ein Test positiv ausfällt, ist im Konzept des Landes geregelt. Das betroffene Kind soll in einem dafür vorgesehenen Raum betreut und nicht alleine gelassen werden, bis es durch Erziehungsberechtigte abgeholt wird. Die Schulleitung meldet das Ergebnis ans Gesundheitsamt. „Die pädagogische Begleitung der Selbsttests ist enorm wichtig. Sowohl bei positiven als auch bei negativen Ergebnissen muss den Schülerinnen und Schülern immer auch erklärt werden, was das jetzt für sie bedeutet“, sagt Kamphus. Lesen Sie auch Schulen und Corona: Schulleiter verweigern Corona-Selbsttests in den Schulen Der morgendliche Test erfordert einen gewissen Zeitaufwand. „Mit Erklärung, Durchführung und Warten aufs Ergebnis geht da schon eine Schulstunde drauf“, sagt Kamphus. Die erhöhte Sicherheit rechtfertige das in seinen Augen aber. Außerdem könne die Klasse beim Warten auch Organisatorisches besprechen. „Oder auch einfach mal darüber, wie es ihnen gerade geht.“ Grundsätzlich sieht Kamphus im Selbsttestkonzept einen „ganz wichtigen Schritt“ in der Pandemiebekämpfung an Schulen. Er würde sich nur noch engmaschigere Tests wünschen. „Unsere Idealvorstellung wäre es, das jeden Morgen zu machen und nicht nur einmal wöchentlich.“ Er hofft, dass auch dank der Tests bald wieder mehr Schülerinnen und Schüler in den Präsenzunterricht zurückkehren können. Tests lieber zu Hause durchführen? Von anderer Stelle kommt allerdings scharfe Kritik am Konzept. Eine Schulleitung aus der Region verschickte am Freitag ein Elternschreiben, laut dem die Tests an der Schule erst beginnen könnten, wenn Bedenken bezüglich der Umsetzung ausgeräumt seien. Beispielsweise fehle es an Personal für die Schülerbetreuung nach positiven Ergebnissen. Einige Lehrkräfte fordern, dass die Tests zu Hause durchgeführt werden sollten. „Ich bin nicht geimpft, ich trage keine Schutzkleidung, soll aber im Klassenraum dabei sein, wenn sich 20, 25 Kinder selbst testen. Das kann doch nicht wahr sein“, sagte ein Lehrer dem NDR. Auch der Vorsitzende der Direktorenvereinigung Wolfgang Schimpf kritisierte die Maßnahme aufgrund des Gesundheitsrisikos. Die Lehrkräfte kämen den Schülerinnen und Schülern sehr nah, wenn sie die Testergebnisse ablesen müssten. Von Yannick von Eisenhart Rothe