Spucken, schütteln, Sicherheit? So funktionieren Corona-Spucktests

Seit Februar dürfen Privatpersonen Corona-Schnelltests für den Eigengebrauch kaufen – so zumindest der Plan der Bundesregierung. Denn nach wie vor ist kein Schnelltest für Laien zugelassen. Bevor Normalverbraucher die Tests kaufen können, müssen sie vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zugelassen werden. Die ersten Schnelltests könnten nun ab März zu kaufen sein. Derzeit prüfe die Behörde rund 30 Anträge für verschiedene Produkte. Damit soll sichergestellt werden, dass jeder diese Tests auch ohne medizinische Vorkenntnisse richtig durchführen kann. Apotheken dürfen Tests vor Ort bereits anbieten: Privatanwender müssen also noch warten. Wie solche Schnelltests in etwa funktionieren könnten, zeigt sich aber bereits jetzt in Apotheken. Die dürfen seit Ende Dezember Tests vor Ort anbieten. Verbreitet sind Verfahren, bei denen Abstriche aus Nase und Rachen oder dem Mund-Rachenraum genommen werden. Auch sogenannte Spucktests können schon jetzt in Apotheken durchgeführt oder von medizinischem Fachpersonal gekauft werden. Sie gelten als heißer Kandidat, für die Anwendung zu Hause von Laien zugelassen zu werden, sagt Sebastian Pape. Er betreibt im Nordwesten Hannovers die Merkur-Apotheken. Lesen Sie auch: Was Sie zu Corona-Schnelltests wissen müssen An seinem Standort in Leinhausen führt er Antigen-Schnelltests durch. Für Laien seien besonders die Spucktests geeignet. Diese bestehen aus einer Spucktüte, einer Pipette, einem Plastik-Reagenzglas mit einer Reaktionsflüssigkeit, einem Teststreifen und einer Bedienungsanleitung. Je nach Hersteller können sich Abläufe unterscheiden. Manche Spucktests, wie die von Pape, können alternativ auch als Stuhltest genutzt werden. Doch wie einfach es, den Test durchzuführen? Wichtig: Richtig spucken: Die beigelegte Anleitung erinnert an einen Beipackzettel von Medikamenten und ist – zumindest bei dem verwendeten Test – auf Englisch. Sollte der Schnelltest für Laien zugelassen werden, müsse die Anleitung auf Deutsch beiliegen, sagt Pape. Er empfiehlt, die Anleitung aufmerksam zu lesen und für möglichst aussagekräftige Ergebnisse eine Weile vor dem Test nichts zu essen und zu trinken. Der Test selbst beginnt dann damit, Speichel in die beigelegte Tüte zu spucken. Wichtig: Der Speichel muss aus dem Rachen kommen – ein einfaches Reinspucken reicht nicht. „Der Hersteller empfiehlt, laut Kruuua’ zu rufen“, sagt Pape. Was kompliziert klingt, ist tatsächlich einfacher als gedacht. 200 Mikroliter Speichel sind notwendig – das ist weniger als ein kleiner Finger breit. Allerdings: In unserem Test ist mit Pape auch ein Experte anwesend, der das Ergebnis prüfen und bei der Durchführung helfen kann. Zu Hause sind Nutzerinnen und Nutzer auf eine gute Anleitung angewiesen. Ein Strich oder zwei? Aus der Spucktüte muss nun etwas Speichel mit der Pipette in das Plastik-Reagenzglas mit der Reaktionsflüssigkeit getröpfelt werden. Das Gläschen wird dann verschlossen und ein paar Mal leicht geschüttelt. Anschließend kann der Deckel des Reagenzgläschen abgebrochen werden. Nun werden drei Tropfen aus dieser Mischung auf eine Fläche auf dem Teststreifen getröpfelt. Jetzt heißt es: warten. Lesen Sie auch Wie komme ich in Hannover an einen Corona-Test? Diese Testzentren gibt es in Hannover Ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest wird anhand von Strichen auf dem Teststreifen deutlich, ob der Test überhaupt erfolgreich war und ob er positiv oder negativ ist. Das dauert 15 Minuten. Ist der Test erfolgreich, bildet sich in der oberen Hälfte ein Streifen. Geschieht das nicht, ist das Ergebnis nicht aussagekräftig. Erscheint etwas darunter ein weiterer Streifen oder lässt er sich zumindest erahnen, ist der Test positiv. Dann müssen Betroffene einen Arzt aufsuchen und das Ergebnis mit einem aussagekräftigeren PCR-Test kontrollieren. Bleibt es bei einem Streifen, ist der Test negativ – so auch in unserem Fall. Ein eigenes Fazit zum Spucktest: Mit einer guten Einweisung ist er einfach durchzuführen. Für die Anwendung zu Hause wird es darauf ankommen, wie verständlich und präzise die deutsche Anleitung sein wird – und wie gewissenhaft und genau die Nutzerinnen und Nutzer sie befolgen. Test ist nur Momentaufnahme: Pape ist zwiegespalten, was die Freigabe der Tests für Laien angeht. „Bei ordentlichem Handeln der Bürger können sie helfen, Infektionsketten zu unterbrechen“, sagt er und betont aber auch: „Wir werden uns nicht alle morgen wieder am Maschsee treffen können.“ Ein Schnelltest sei nur eine Momentaufnahme und habe nur eine Aussagekraft für die Zeit ein bis zwei Tage vor dem Test. Um eine Risikobegegnung beispielsweise am Testtag einzuordnen, helfe der Spucktest nicht. Zudem könnten die Tests dazu führen, dass Menschen leichtsinniger werden. „Sie wähnen sich bei einem negativen Resultat in falscher Sicherheit.“ Bei einem positiven Testergebnis müsse man darauf vertrauen, dass Betroffene sich selbst in Quarantäne begeben und einen Arzt aufsuchen. Dennoch: Sobald sie zugelassen sind, will Pape Schnelltests auch an medizinische Laien verkaufen. Ein Spucktest könnte dann 8 bis 9 Euro kosten. Doch der sei nicht für jeden das richtige Mittel. Wer bereits Corona-typische Symptome habe, komme um einen PCR-Test beim Arzt nicht herum. Wer sich auf das Coronavirus testen lassen möchte, kann das auf mehreren Wegen tun. Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachen empfiehlt, zuerst den Hausarzt anzurufen. Viele Ärzte bieten Tests an, das sind in der Regel PCR-Tests. Bei ihnen dauert es ein bis zwei Tage, bis das Ergebnis vorliegt, da die Analyse in einem Labor erfolgt. Dafür ist das Ergebnis besonders zuverlässig. Daneben gibt es in Hannover mehrere Testzentren, die PCR-Tests anbieten. Darunter ist das HeimW an der Theaterstraße, aber auch am Flughafen ist dieser Test möglich. Das Testzentrum im Sofaloft in der Südstadt bietet nur Schnelltests an. Diese sind zwar nicht so verlässlich wie PCR-Tests, dafür gibt es hier bereits nach 15 bis 30 Minuten Klarheit. Die Nachfrage nach Corona-Tests ist nach wie vor groß. „Sie steigt sogar“, sagt Philip Schriever, einer der Betreiber des Testzentrums im Sofaloft. Teilweise buchten Arbeitgeber Tests für ihre Angestellten, um Infektionsketten erkennen und unterbrechen zu können. Schließlich bieten auch manche Apotheken Schnelltests an – allerdings längst nicht jede. Das hänge damit zusammen, dass das Personal eigens geschult werden müsse, sagt Sebastian Pape, Inhaber der Merkur Apotheken in Hannover. Auch seien besondere räumliche Anforderungen zuhalten, was an einigen Standorten nicht ginge. Von Maximilian Hett

Corona in Hannover: Spucktests - so funktionieren sie