Coronavirus: Fällst das Schützenfest in Hannover aus?

„Noch planen wir ganz normal“, sagt Paul-Eric Stolle, der Präsident des Verbands Hannoverscher Schützenvereine. Er hofft, dass nach dem Stichtag am 19. April entschieden wird, ob das Schützenfest stattfinden kann. Doch auch falls die Region und das Land sich dazu entscheiden, das Fest stattfinden zu lassen, ist noch nicht sicher, ob es in diesem Jahr Schützenkönige und Schützenköniginnen aus Hannover gibt. Wettbewerbe finden nicht statt: Das städtische Schießen, bei dem diese ausgeschossen werden, drohe auszufallen, sagt Stolle. „Der Schießsport liegt gerade wie jeder Breitensport am Boden.“ Bis mindestens zum 19. April steht der Betrieb in den Schießhallen still. Die Deutsche Meisterschaft in München im August wurde bereits abgesagt, der internationale Spitzenschützenwettbewerb Isch, der dieser Tage in Hannover stattfinden sollte, ebenfalls. Bruchmeister-Bewerbungen sind bereits vorhanden: Einfacher wäre es, auf die Schnelle Bruchmeister für dieses Jahr zu finden, erklärt Stolle. Deren Bewerbungen habe er in der Schublade. Auch bei der Stadt Hannover möchte man derzeit keine Prognose wagen, ob das größte Schützenfest der Welt stattfinden wird. „Wir warten jetzt erstmal auf den 19. April und stehen mit allen Beteiligten im Austausch“, erklärte Stadtsprecherin Olja Yasenovskaya. Die meisten Verträge mit den Schaustellern und Schaustellerinnen seien bereits abgeschlossen worden. Falls das Fest ausfalle, bekämen diese bereits geleistete Anzahlungen zurück. „Einnahmen zu haben wäre uns natürlich viel lieber, als Anzahlungen zurückzubekommen“, sagt Harald Müller. Der Schausteller und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft für Volksfeste Hannover weiß, wie dringend seine Kollegen und Kolleginnen Geld benötigen. Normalerweise endet ihre Saison nach den Weihnachtsmärkten und beginnt im Frühjahr. Eine Einnahmepause von drei oder vier Monaten sei bei den meisten einkalkuliert, sagt Müller. Amazon statt Schießbude: Doch wenn diese sich auf sechs, sieben oder acht Monate verlängere, würden die Existenznöte immer größer. „Die ersten Jungschausteller haben ihre Betriebe schon abgemeldet und fahren jetzt für Amazon Pakete aus“, sagt der 55-Jährige. Bis zum 20. Juni sind alle Veranstaltungen, auf denen Müller ausschenken wollte, abgesagt worden. Für ihn ist dieses Ostern das erste, das er nicht auf dem Festplatz, sondern zu Hause verbringen wird. Ganz auf die Festatmosphäre verzichten wollen er und seine Kollegen und Kolleginnen aber nicht – sie planen, ihre Waren an die Allgemeinheit zu verteilen, etwa an Altenheime. „Wir werden am Karsamstag, wenn eigentlich das Frühlingsfest auf dem Schützenplatz begonnen hätte, dort einzelne Videos drehen – natürlich den Regeln entsprechend –, in denen die einzelnen Aktionen vorgestellt werden“, kündigte Müller an. Mehr dazu gebe es am Sonnabend auf der Website und Facebook-Seite des Frühlingsfestes zu sehen. Lesen Sie auch: Verlierer der Coronakrise: Zirkus strandet in der Wedemark Unbezahlbar für Normalverdiener: Das sagen Familien zum Schützenfest 2019 250.000 Gäste weniger als im Vorjahr kommen zum Schützenfest Von Nadine Wolter