Coronavirus: Familien-Bündnis in Niedersachsen fordert Kita-Regelbetrieb

Eltern und Erzieher fordern dringend den vom Land angekündigten Kita-Regelbetrieb zum 1. August. Sie wenden sich damit gegen einen Vorstoß des Niedersächsischen Städtetags, der den Normalbetrieb weiter aufschieben will. Auch die Stadt Hannover hatte jetzt Bedenken geäußert – in den städtischen Einrichtungen sind rund 17 Prozent der Erzieher krankgeschrieben, weitere 5 Prozent sind als Corona-Risikogruppe eingestuft und deshalb nur begrenzt einsatzfähig. „Die Fachkräfte unterschiedlicher Träger, mit denen wir gesprochen haben, wünschen sich mit Blick auf die derzeit niedrigen Infektionszahlen die Rückkehr zum Regelbetrieb. Sie sehen aktuell das Kindeswohl in Mitleidenschaft gezogen“, sagt Martina Ernst vom Bündnis für Kinder und Familien in Niedersachsen. In der Initiative engagieren sich Kita-Fachkräfte, Eltern und Institutionen der frühkindlichen Bildung für mehr Qualität in den Kitas. Aktuell müssen sich Kinder und Erzieher in festen Gruppen und Räumen aufhalten. „Die Kinder sind es aber in vielen Kitas gewöhnt, sich frei zu bewegen“, erklärt Ernst. Träger dürfen in dieser Ausnahmesituation außerdem ungelernte Kräfte einsetzen. All das würde sich verlängern, wenn der Städtetag mit seiner Forderung durchdringt. „Wir haben das Gefühl, dass die Corona-Krise vorgeschoben wird, um den Fachkräftemangel zu kaschieren und ein Absenken der Standards längerfristig zu etablieren“, erläutert Ernst. Die Initiative sieht Bund und Land weiter in der Pflicht, qualifiziertes Personal aufzubauen. CDU verwundert über hohen Krankenstand: Lars Pohl, jugendpolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion, wundert sich über den hohen Krankenstand unter den städtischen Kita-Kräften. „Hier muss umgehend Klarheit geschaffen werden, warum der Krankenstand in städtischen Kitas auch im Vergleich zu freien Trägern dermaßen überproportional hoch ist.“ Die Stadt solle auch ergründen, warum bei freien Träger nahezu alle Stellen besetzt werden konnten und in den städtischen Einrichtungen nicht, zumal die städtischen Mitarbeiter deutlich besser bezahlt würden. Von Bärbel Hilbig