Coronavirus: MHH entwickelt Test zum Nachweis schützender Antikörper

Wenn Menschen eine Infektion mit dem Coronavirus überstanden haben, sind sie nicht unbedingt vor einer erneuten Ansteckung geschützt. Entscheidend dafür ist, ob und wie viele schützende Antikörper die Patienten gegen das Virus gebildet haben. Besonders wirksamen Schutz bieten neutralisierende Antikörper, denn sie schalten das Virus aus. Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) kann jetzt auf einfache Art testen, ob Patienten tatsächlich gegen Sars-CoV-2-Viren geschützt sind. Einfacher Test zeigt schützende Antikörper: Bisher lassen sich diese schützenden Antikörper nur mit aufwendigen Tests in Labors mit hohem Sicherheitsstandard nachweisen, denn dafür sind Sars-CoV-2-Viren, lebende Zellen und die im Blut gebildeten Antikörper notwendig. MHH-Forscher haben jetzt einen einfachen Test entwickelt, der das Gleiche leistet. Dafür reichen zwei wichtige Proteine aus dem Virus und der menschlichen Zelle. Wenn die Antikörper die Verbindung dieser beiden Proteine stoppen, sind sie auch in der Lage, die Infektion von Zellen mit dem Virus zu verhindern. „Mithilfe des von uns entwickelten Tests ist es nun möglich, in klinischen Studien eine Vielzahl von Patientinnen und Patienten über eine längere Zeitspanne zu untersuchen, und festzustellen, wie lange diese so wichtigen Antikörper im Blut vorhanden sind“, betont Professor Reinhold Förster, Leiter des MHH-Instituts für Immunologie. Zehn Prozent der Corona-Patienten ganz ohne Schutz: Das MHH-Team konnte mit dem herkömmlichen und mit dem neuen Verfahren nachweisen, dass rund zehn Prozent der SARS-CoV-2-Infizierten keine schützenden Antikörper im Blut hatten. Das ist vor allem bei Infizierten der Fall, die nur geringe Symptome entwickelten und nur kurze Zeit krank waren. Dagegen entwickeln Patienten mit stärkeren Beschwerden und längerer Krankheitsdauer meist viele Antikörper. „Noch ist unklar, welche Mengen an neutralisierenden Antikörpern benötigt werden, um Genesene vor einer erneuten Infektion zu schützen. Mit dem jetzt vorhandenen Test wird es aber möglich sein, diese wichtige Frage schneller zu beantworten“, sagt Professor Förster. Bisher ist das neue Testverfahren nur in der Forschung einsetzbar. Förster betont, es könne aber so angepasst werden, dass es sich künftig auch für Routineuntersuchungen eignet. Die Studie haben Berislav Bosnjak vom Institut für Immunologie und weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Cellular and Molecular Immunology veröffentlicht. Das Geld für die Forschungsarbeit stammt aus dem Corona-Forschungsförderprogramm des Landes Niedersachsen, dem Exzellenzcluster Resist und dem Sonderforschungsbereich der Deutschen Forschungsgemeinschaft SFB 900. Lesen Sie auch: Corona-Test: Kosten, wo bekommt man den Test und wer wird getestet? Fragen und Antworten Corona in der Region Hannover: So hoch ist der Inzidenzwert (Stand 4.11.2020) Von Bärbel Hilbig