Coronavirus: Wie sicher ist der neue Impfstoff?

Die meisten Bürger warten eher ungeduldig auf ihre Schutzimpfung gegen das Coronavirus. Der Ärger über Verzögerungen bei der Auslieferung des Impfstoffs überwiegt. Doch vereinzelt gibt es auch Pflegeheime wie in Gehrden, in denen sich Mitarbeiter und Bewohner eher zurückhaltend für die Impfung anmelden. Wie sicher ist der neue Impfstoff gegen Corona von Biontech? Das bundeseigene Paul-Ehrlich-Institut betont, dass die Anforderungen an die Unbedenklichkeit von Covid-19-Impfstoffen die gleichen sind wie für jeden anderen Impfstoff in der EU und auch in der Pandemie nicht gesenkt werden. Die Zulassung erfolgt erst nach der üblichen Überprüfung (präklinische und klinische Phase, Zulassungsprüfung, Auflagen der Zulassungsbehörden, Marktzulassung, weitere Beobachtung). Nach der Zulassung erfolgt eine ständige Kontrolle (Surveillance) zum Erfassen von Wirksamkeit und Nebenwirkungen. Auch das ist üblich. Welche Impfreaktionen und Nebenwirkungen gibt es? Wie bei jeder Impfung kann es Impfreaktionen und Nebenwirkungen geben. Impfreaktionen treten in der Regel kurz nach der Impfung auf und halten wenige Tage an. Für den Impfstoff von Biontech/Pfizer berichten in der Studie zur Zulassung 83 Prozent der Geimpften im Alter von 16 bis 55 Jahren und 14 Prozent der Teilnehmer der Vergleichsgruppe mit Placebo-Impfung über Schmerzen an der Einstichstelle nach der ersten Dosis. Sechs Prozent der Geimpften und ein Prozent der Placebo-Gruppe dieser Altersgruppe hatten eine Rötung an der Einstichstelle, sechs Prozent (null Prozent) eine Schwellung. Bei den über 55-Jährigen gab es weniger Impfreaktionen. Und Reaktionen unabhängig von der Einstichstelle? 47 Prozent der geimpften Testpersonen im Alter von 16 bis 55 Jahren berichten von Abgeschlagenheit (Vergleichsgruppe: 33 Prozent), 42 Prozent von Kopfschmerzen (Placebo: 34 Prozent) sowie 21 Prozent von Muskelschmerzen (elf Prozent). Nach der zweiten Impfstoffdosis sah das ähnlich aus. Gab es schwere Nebenwirkungen? Nebenwirkungen mit hohem Schweregrad traten in der Impfstoff- und Placebogruppe gleich häufig auf. Vier schwere Ereignisse lassen sich auf den Impfstoff zurückführen: Schulterverletzung, krankhafte Schwellung von Lymphknoten, Herzrhythmusstörung (paroxysmale ventrikuläre Arrhythmie), Taubheitsgefühl im Bein (Parästhesie). In keiner Gruppe kam es zu Todesfällen, die auf die Injektion des Impfstoffs oder der Kochsalzlösung zurückzuführen waren. In der Impfstudie wurde bewertet, was bis zu 14 Wochen nach Verabreichung des Impfstoffs auftrat. Warum ging es von der Entwicklung bis zur Zulassung so schnell? Im Normalfall dauert die Entwicklung von Impfstoffen gegen neue Erreger meist mehrere Jahre. Im Fall des neuartigen Coronavirus Sars-CoV2 geht es um eine Seuche mit weltweiter Ausbreitung. Arzneimittelbehörden und Impfstoffentwickler haben deshalb eng zusammengearbeitet. Prüfungen und Beratung, die sonst schrittweise nacheinander erfolgen, liefen parallel. Die Hersteller konnten Daten zur Vorabbewertung für die Zulassung vorlegen. Auch klinische Prüfungen, die sonst nacheinander stattfinden, überschneiden sich teils. Wissenschaftler konnten auf Forschungen zu anderen Coronaviren zurückgreifen. Alle Angaben Quelle: Robert-Koch-Institut/Paul-Ehrlich-Institut Von Bärbel Hilbig