Die Stadt plant, das Radwegenetz in Döhren-Wülfel auszubauen. Doch obwohl die Verwaltung schon Anfang 2015 zugesagt hatte, dass eine umfangreiche, vom Bezirksrat Döhren-Wülfel vorgelegte Liste mit Verbesserungsvorschlägen „im Detail geprüft, bewertet und bei entsprechender Eignung im Zuge des laufenden Ausbauprogramms umgesetzt“ wird, steht die konkrete Umsetzung der meisten angekündigten Aus- und Umbauten immer noch in den Sternen.
Magerer Zwischenstand
In der jüngsten Sitzung des Bezirksrats gab die Stadt einen Zwischenstand bekannt. Bislang durchgeführt wurde das Aufstellen eines Vorfahrt-Achten-Schildes an der abknickenden Vorfahrt Peiner Straße/Hoher Weg. Wie die Grünen-Bezirksratsfrau Sarah Röttger zu berichten wusste, wird dieses Schild allerdings häufig von Unbekannten verdreht und muss von den Behörden neu justiert werden. Die Nebenanlagen der Brückstraße in Döhren stehen für 2019 auf dem Sanierungsprogramm. Alle anderen Vorschläge der Politiker wurden entweder noch gar nicht geprüft, sind noch nicht terminiert oder werden als nicht durchführbar eingestuft.
Zu den Erneuerungen im Radwegenetz, die – wann auch immer – umgesetzt werden sollen, zählt die Stadt im Wesentlichen folgende Maßnahmen:
die Sanierung der Radwege an der Schützenallee in Döhren (über das Sonderprogramm Grunderneuerung im Bestand, GIB),
die Ertüchtigung der Zeißstraße in Döhren (GIB),
eine Aufwertung der Nebenanlagen an der Wülfeler Straße in Mittelfeld (eigenständige Maßnahme),
die Reparatur des maroden Radwegs entlang der Salzburger Straße in Waldhausen (eigenständige Maßnahme),
die Querung des Eilenriederadwegs über die Mainzer Straße in Waldhausen.
Als rechtlich nicht umsetzbar sieht die Verwaltung die Einrichtung von Fahrradstraßen in Mittelfeld (beispielsweise in der Beuthener Straße oder Im Triftfelde), in Seelhorst (Peiner Straße zwischen Wülfeler Bruch und Vor der Seelhorst) und in Wülfel (Loccumer Straße). Für die Schaffung eines Radschnellwegs zwischen Laatzen und der hannoverschen Innenstadt existiere derzeit kein politischer Auftrag, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Andere Vorschläge der Bezirksratspolitiker seien aus praktischen Erwägungen nicht durchführbar oder nicht notwendig, etwa eine Reparatur des Radwegs Thurnithistraße (Döhren), das Markieren von Radfahrstreifen auf der Straße Am Mittelfelde oder das Aufmalen eines Schutzstreifens in der Behnstraße (Wülfel).
Bezirksrat schaut genau hin
Der Bezirksrat will die jüngste Stellungnahme und Auflistung der Verwaltung nun genauer unter die Lupe nehmen; das Thema Verbesserung des Radwegenetzes dürfte die Politiker in Döhren-Wülfel also noch längere Zeit beschäftigen.
Kommentar: Es fehlt an Entschlusskraft
Mehr als vier Jahre ist es her, dass sich die Grünen im Bezirksrat Döhren-Wülfel einer Fleißarbeit unterzogen und auf vier eng beschriebenen Seiten Verbesserungsvorschläge für das Radwegenetz im Stadtbezirk präsentierten. SPD, CDU und Linke schlossen sich an, einige Vorschläge wurden nochmals präzisiert und die Verwaltung versprach eine Prüfung sowie – bei entsprechender Eignung der Ideen – eine Umsetzung. Das war Anfang 2015. Passiert ist seither so gut wie nichts. Ein mickriges Vorfahrt-Achten-Schild an der Ecke Peiner Straße/Hoher Weg ist bislang der einzig sichtbare Tätigkeitsnachweis der Stadt, ansonsten – so stellte sich in der jüngsten Bezirksratssitzung heraus – ist noch dies und das geplant, manches noch gar nicht geprüft und vieles – angeblich – nicht umsetzbar.
Natürlich sind nicht alle Vorschläge der Bezirksratspolitiker der Weisheit letzter Schluss, natürlich kann niemand erwarten, die Stadt habe nichts Besseres zu tun, als mehrere Dutzend Vorschläge zur Verbesserung des Radwegenetzes in einem von 13 hannoverschen Stadtbezirken unverzüglich umzusetzen. Doch in vier Jahren ein einziges Schild aufzustellen und für 2019 lediglich eine Baumaßnahme (in der Döhrener Brückstraße) konkret anzukündigen, ist ein Armutszeugnis. So soll Verkehrswende funktionieren? Hat die Stadt zu wenig Personal, um die Sanierung der vielen maroden Radwege zu planen, fehlt das Geld, um dem umweltfreundlichen Verkehrsmittel Fahrrad den Weg zu ebnen?
Auf jeden Fall scheint es in Ratspolitik und Verwaltung an Entschlusskraft zu fehlen, den Sonntagsreden zur Förderung des Radverkehrs Taten folgen zu lassen. Einzelne Leuchtturmprojekte hochzuhalten, ist ja gut und schön, doch müssen endlich die Ressourcen bereitgestellt werden, das Radfahren auch in der Fläche zu erleichtern.
Von Michael Zgoll