Eisregen in Hannover: Schulen schicken Kinder früher nach Hause

Viele Schulen in Hannover haben am Montag ihre Schüler wegen des angekündigten Eisregens kurzfristig früher nach Hause geschickt. Eine Ansage der Stadtverwaltung dazu gab es diesmal allerdings nicht. Dafür teilte die Stadt ihren Schulverwaltungskräften morgens um kurz nach 9 Uhr per E-Mail mit, dass sie wegen des Eisregens ihre Arbeit früher beenden oder ins Homeoffice wechseln könnten. Das hat etliche Schulleiter verärgert. „Das ist überhaupt nicht in Ordnung. Die Stadt denkt an ihre Mitarbeiter, aber nicht an Schüler und Lehrkräfte“, kritisiert Nicole Dreyer, Leiterin der Grundschule Groß-Buchholzer Kirchweg. Sie selbst habe seit Sonntag auf eine offizielle Mitteilung gewartet. „ Da war die schwierige Wetterlage ja schon absehbar.“ Als keine Ansage kam, habe die Schulsekretärin der Grundschule alle Eltern angerufen, damit sie ihre Kinder möglichst früher abholen. Einige Schüler wären sonst bis 16 Uhr in der Notbetreuung geblieben. Stadt warnt Schulmitarbeiter – aber nicht Schüler und Lehrer: Die Schulleiter erfuhren oft erst verspätet von der städtischen E-Mail an die Schulverwaltungskräfte. Jessica Welzel, Leiterin der Friedrich-Ebert-Schule, fragte daraufhin bei der Stadt nach, warum es keinen Hinweis in Bezug auf die Schüler gab. Die Antwort: Die Entscheidung liege bei den Schulleitungen. „Das hat mich sehr geärgert. Die Stadt sieht auf ihre Mitarbeiter, aber nicht auf die Kinder.“ Eine Woche zuvor hatte die Stadtverwaltung noch wegen der Schneefälle drei Tage lang den Präsenzunterricht ausgesetzt. Die Leiterin der Friedrich-Ebert-Schule entschied sich kurzfristig, die Schüler eine Stunde früher nach Hause zu schicken. Die Eltern konnten ihre Kinder ab 11.30 Uhr gestaffelt in Zehn-Minuten-Zeitfenstern abholen, damit es kein Gedränge gibt. „Wir hatten wütende Eltern am Telefon. Aber das nehme ich für die Sicherheit der Kinder in Kauf.“ Die Notbetreuung dauert sonst bis 16 Uhr. „Wir bleiben natürlich, bis das letzte Kind abgeholt ist“, sagt Welzel. „Das Ganze ist ärgerlich. Eisregen betrifft doch Kinder wie Erwachsene“, sagt Michael Bax, Leiter der Integrierten Gesamtschule Mühlenberg. Die Schule schickte rund 200 Schüler aus dem 10. und 13. Jahrgang mittags nach Hause – statt um 15.45 Uhr. Allerdings fahren die Stadtbahnen aktuell nicht zum Mühlenberg. Bax hoffte, dass der Bus-Pendelverkehr mittags funktioniert, damit die Schüler tatsächlich nach Hause gelangen. Stadt: Schulleiter entscheiden: Die Stadt verweist darauf, dass die Schulleitungen über einen vorzeitigen Schulschluss entschieden, wenn eine extreme Witterungslage erst während der Unterrichtszeit eintrete. Dies sehe ein Erlass des Landes so vor. Zwar habe es bereits Sonntag eine Glatteiswarnung für Montag gegeben, allerdings erst für den Nachmittag. Die Lage sei nicht mit der vergangenen Woche vergleichbar. Da hatte die Stadt aufgrund des extremen Schneefalls und in Absprache mit der Region Hannover, der Leitstelle der Feuerwehr und den Verkehrsbetrieben den Ausfall von Präsenzunterricht und Notbetreuung angeordnet. Die Absage des Unterrichts im Vorfeld geschieht, wenn der Schülertransport nicht gewährleistet ist. Das sei jetzt nicht der Fall, sagt Stadtsprecherin Susanne Stroppe. „Es lagen zuletzt keine weitergehenden Einschränkungen als bisher bekannt vor.“ Und die E-Mail an die städtischen Schulverwaltungskräfte? Die Schulverwaltung habe aufgrund der Wetterlage darauf hingewiesen, dass mit Hinweis auf die Dienstvereinbarung zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung die Arbeit früher beendet werden könne, sofern dem nichts entgegenstehe. Kitas in Hannover geöffnet: Der Betrieb in den Kitas sollte in Hannover, soweit möglich, aufrecht erhalten werden. Kollegen sollten für Mitarbeiter einspringen, die selbst ihre Kinder aus der Schule abholen müssen. Oder Mitarbeiter sollten ihre eigenen Kinder von einer anderen Person abholen lassen. Wenn das nicht möglich sei, müssten Betrieb und Notbetreuung heruntergefahren werden. Im absoluten Notfall würden Gruppen oder Einrichtungen geschlossen. Die Stadt Laatzen hat dagegen aufgrund der Wettervorhersage den Betrieb der städtischen Kindertagesstätten eingeschränkt und ab spätestens 13 Uhr vollständig eingestellt. Manche Schulen laufen im Normalbetrieb: Die Grundschule Tiefenriede hat Eltern angeboten, ihre Kinder nachmittags früher aus der Notbetreuung abzuholen. „Uns ging es vor allem darum, sicherzustellen, dass diese Schüler nicht allein nach Hause gehen“, sagt Schulleiter Andreas Kathmann. Für die meisten Kinder endete der Schultag hingegen wie sonst auch um 12 oder 13 Uhr. „Es ist nicht zu leisten, kurzfristig 220 Familien anzurufen. Dazu hätten die Behörden eine Wetterwarnung herausgeben müssen.“ Auch die Otfried-Preußler-Schule änderte den Tagesablauf nicht. Der Unterricht lief bis 12 Uhr, 87 Kinder bleiben bis 16 Uhr in der Betreuung. Schulleiterin Alexandra Vanin rechnete nicht mit Problemen beim Abholen. „Die Eltern wohnen alle nahe der Schule.“ Von Bärbel Hilbig