Ernst August von Hannover will die Marienburg zurück und verklagt seinen Sohn

Es geht um einen erbitterten Streit zwischen Vater und Sohn – und es geht um spektakuläre Immobilien. Mit einer Klage vor dem Landgericht Hannover will Ernst August Prinz von Hannover (66) die Marienburg zurück in seinen Besitz bringen. Der Welfenchef hatte das Schloss eigentlich 2004 seinem Sohn geschenkt, doch dies will er nun rückgängig machen. Wie das Landgericht mitteilte, ist die entsprechende Klage nun dem Junior, Ernst August Erbprinz von Hannover (37), zugestellt worden. Ernst August senior fordert indes nicht nur die Marienburg zurück. Es geht auch um das Fürstenhaus in Herrenhausen und das Hausgut Calenberg in Pattensen, das der Junior jedoch schon vor Jahren verkauft hat. Der Streitwert liegt bei 5 Millionen Euro. „Familienfeindliche Einstellung“: In einer Stellungnahme der Anwälte des Vaters ist von „tiefgreifenden Meinungsverschiedenheiten über den Umgang mit dem Familienvermögen“ und einer „familienfeindlichen Einstellung seines Sohnes“ die Rede. Alle Gesprächsangebote des Welfenchefs seien ungehört geblieben – daher sehe sich dieser nun veranlasst, eine Klärung auf dem Gerichtsweg herbeizuführen. Der Vater trägt in der Klage vor, dass er seinem Sohn den Grundbesitz in den Jahren 2004 und 2007 im Wege vorweggenommener Erbfolge geschenkt habe. In der Folgezeit habe sich der Erbprinz allerdings „schwerwiegend an den Rechten, Rechtsgütern und Interessen des Klägers vergriffen“. So habe der Erbprinz hinter dem Rücken seines Vaters versucht, das Vermögen des Hauses Hannover unter seine Kontrolle zu bringen. Der Vater beschuldigt seinem Sohn, seine Absetzung als Vorstand der Familienstiftung eingefädelt zu haben. Bereits vor Jahren warf der skandalumwitterte Senior seinem Sprössling vor, ihn 2012 gegen seinen Willen und mit „fadenscheinigen (falschen) Gründen“ aus dem Vorstand der Herzog-von-Cumberland-Stiftung gedrängt zu haben, die immense Vermögenswerte der Welfen verwaltet. In Liechtenstein wurde eine entsprechende Klage allerdings schon in zwei Instanzen abgewiesen, ein Urteil des Staatsgerichtshofes könnte in den kommenden Wochen fallen. Vor allem aber moniert der zurückgezogen im österreichischen Grünau residierende Vater, sein Filius habe gegen seinen Willen die ihm anvertraute Marienburg an das Land Niedersachsen verschenken wollen. Außerdem soll der Sohn den Vater zur „blinden“ Unterzeichnung einer Vollmacht verleitet haben, mit der ursprünglich im Grundbuch vermerkte Rückübertragungsansprüche gelöscht worden seien. „Unrechtmäßig Kunstwerke und Antiquitäten angeeignet“: Zudem habe sich der Erbprinz unrechtmäßig Kunstwerke und Antiquitäten aus der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und aus dem Historischen Museum Hannover angeeignet, die alter Familienbesitz seien. Hierbei soll es sich um Gemälde, Skulpturen und die berühmten historischen Kutschen handeln. Neben dem Vater tritt als Klägerin noch eine EAH BetreibungsgmbH Salzburg auf, als deren Geschäftsführer Malte Berlin fungiert – ein Anwalt des Seniors. Dem Vernehmen nach hat Ernst August einige seiner Ansprüche und auch Kunstgegenstände im vergangenen Jahr an diese Gesellschaft abgegeben. Für seine jüngsten Eskapaden hat Ernst August senior, der im vergangenen Sommer zwei Polizisten mit einem Baseballschläger bedroht und eine Bedienstete attackiert haben soll, eine überraschende Erklärung: Der Welfenchef, der nach eigenen Angaben schwerkrank ist, sei von seinem Sohn vernachlässigt worden. Dieser habe die vom Vater eingeforderte Unterstützung abgelehnt. In der Folge sei es dann zu den Auseinandersetzungen mit der Polizei und zu seiner zeitweiligen Festnahme gekommen. Lesen Sie auch Ernst August von Hannover: „Das Geld ist weg“ Hannover: Ernst August von Hannover in Österreich festgenommen „Grober Undank“: In seiner Klage heißt es, Ernst August senior habe die Schenkungen – zum Teil bereits im Jahr 2017 – widerrufen. Sein Sohn habe sich „des groben Undanks“ schuldig gemacht. Laut Bürgerlichem Gesetzbuch kann eine Schenkung widerrufen werden, „wenn sich der Beschenkte durch eine schwere Verfehlung gegen den Schenker oder einen nahen Angehörigen des Schenkers groben Undanks schuldig macht.“ Diesen Sachverhalt sehen der 66-Jährige und seine Berliner Anwälte wohl als gegeben. Einen Termin für eine mündliche Verhandlung gebe es noch nicht, sagt Gerichtssprecher Dominik Thalmann. 27 Millionen Euro für Sanierung der Marienburg: Im März 2019 hatte der frühere Präsident des Oberlandesgerichts Celle, Peter Götz von Olenhusen, ein Rechtsgutachten vorgelegt, aus dem hervorgeht, dass grundsätzlich Ernst August junior der rechtmäßige Eigentümer von Schloss Marienburg sei. Vor gut einem Jahr hatte der Erbprinz das Schloss, für dessen Sanierung Bund und Land rund 27 Millionen Euro zugesagt haben, dann in eine Stiftung überführt. Im fünfköpfigen Stiftungsrat haben zwei Vertreter des Landes Niedersachsen und der Region eine Mehrheit. Wie Ernst August junior jetzt auf die Klage seines Vaters reagiert, ist vorerst unklar. Gegenüber der HAZ betont er jedoch, dass die Stiftungslösung rechtssicher sei. „Die Klage ist substanzlos und die darin enthaltenen Behauptungen sind falsch“, sagt der Sohn. Alle Argumente seines Vaters seien bereits außergerichtlich entkräftet worden. Einer gerichtlichen Auseinandersetzung sehe er „gelassen entgegen“. Zu weiteren Einzelheiten wolle er sich nicht äußern, sagt er – „auch zum Schutz meines Vaters.“ Von Manuel Behrens und Simon Benne