Gerüst am Bauamt Hannover: Ist Kaufen billiger als Mieten?

Seit 2015 ist Hannovers Bauverwaltung eingerüstet, weil Fassadenteile bröckeln. Immer wieder verschiebt sich die Sanierung, jetzt schlagartig auf einen Zeitpunkt nach 2025. Im Bauausschuss forderte Wilfried Engelke (FDP) nun, dass die Verwaltung eine Kalkulation vorlegt, ob es nun nicht endgültig preiswerter sei, wenn die Stadt selbst ein Gerüst kauft. 400.000 Euro für Schutzgerüst am Bauamt: Mehr als 400.000 Euro hat das Stahlgerüst bereits gekostet. Und es kann sein, dass noch einmal die gleichen Kosten hinzukommen. „Wir wissen nicht, ob die Sanierung des Gebäudes 2026, 2027 oder 2028 kommt“, sagte Engelke. Es sei richtig, die auf 80 Millionen Euro veranschlagte Sanierung zu verschieben, solange Schulen in einem desolaten Zustand seien. „Aber ich möchte gerne, dass die Gerüstkosten jetzt einmal durchgerechnet werden.“ Jörg Gronemann, Fachbereichsleiter im Gebäudemanagement, antwortete: „Das machen wir sowieso.“ Sobald sich neue Aspekte ergäben, prüfe die Stadt bei allen Projekten regelmäßig, ob es nicht preiswertere Varianten gebe. „Bisher mussten wir immer davon ausgehen, dass die Sanierung des Bauamts in Kürze bevorstehe. Wenn sich das jetzt ändert, dann rechnen wir durch, ob ein Kauf des Gerüsts billiger wird.“ Kosten klettern bei Gebäudesanierung: Allerdings verwies Gronemann darauf, dass bei einem Gerüstkauf dann auch die Verkehrssicherungspflicht auf die Stadt übergehe. Das bedeute Mehraufwand. Und die Gebäudeverwaltung der Stadt hat tatsächlich gut zu tun, wie die Ratsleute unisono bescheinigten. Lesen Sie auch Kosten für Ausbau und Sanierung von Schulen und Kitas in Hannover explodieren Hannover will Haushalt jährlich um 90 Millionen Euro entlasten Anlass der Debatte war die aktualisierte Übersicht, wie sich Sanierung und Neubau von städtischen Immobilien entwickeln. Dutzende Schulen und Kitas, aber auch Kultur-, Feuerwehr- und Verwaltungsgebäude werden als Teil eines großen Investitionsprogramms erneuert. Ursprünglich waren 520 Millionen Euro veranschlagt. Doch inzwischen sind die Kosten auf 962 Millionen Euro geklettert – und viele Projekte sind noch nicht einmal fertig durchgerechnet. „Beeindruckend ist nur die Kostensteigerung“: Vertreter von SPD, Grünen und FDP fanden das Programm „beeindruckend“. CDU-Ratsfrau Georgia Jeschke hingegen sagte, das Vorhaben sei zwar ambitioniert, „aber beeindruckend finde vor allem die Kostensteigerung von 85 Prozent“. Sie sprach von einem „zweifelhaften Vorgehen der Verwaltung“, die zu Beginn des Programms wohl einen finanziellen „Schuss ins Blaue“ gewagt habe. Gronemann widersprach. Es sei sicherlich „der Fluch der frühen Zahl“, wenn man vor der konkreten Planung einzelner Projekte Kosten veranschlage – aber das sei 2016 gefordert gewesen, um sich überhaupt einen Überblick zu verschaffen. Je konkreter die Sanierungsplanung werde, desto mehr kämen weitere Aspekte zutage, die man am besten gleich mit erledige. „Wenn wir bei Projekten mit der Planung fertig sind, dann kommen nur sehr selten Kostensteigerungen hinzu.“ Kritik von CDU und AfD: Vertreter der Mehrheitsfraktionen wiesen die Kritik der CDU, der sich die AfD anschloss, zurück. Lars Kelich (SPD) sagte, das Gebäudemanagement mache einen guten Job, „und die Gebäude werden ja nicht besser, wenn man die Erneuerung hinausschiebt“. Von Conrad von Meding