Der Arbeitskampf bei der Gilde Brauerei geht in die nächste Runde: In einer Urabstimmung stimmten 94 Prozent der gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter der Brauerei für unbefristete Streiks, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gastätten (NGG) am Montagabend mitteilte. Es werden die ersten unbefristeten Streiks in der Geschichte von Hannovers ältestem Unternehmen.
Ob schon am Dienstag die Arbeit niedergelegt wird, wollte die für die Region Hannover zuständige NGG-Geschäftsführerin, Lena Melcher, nicht sagen. „Dann könnte sich der Arbeitgeber ja darauf einstellen“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Nach ihren Angaben sind etwa 80 Prozent der mehr als 130 Mitarbeiter der Brauerei gewerkschaftlich organisiert.
Ziel: Ein neuer Tarifvertrag
In den Wochen vor der Urabstimmung hatte die NGG bereits sieben Warnstreiks bei Gilde organisiert. Damit wollte sie erreichen, dass die Geschäftsführung die Gespräche über einen Tarifvertrag wieder aufnimmt. Da das nicht passiert sei, habe man sich jetzt zu dem weiteren Eskalationsschritt entschieden. „Mit diesem deutlichen positiven Ergebnis der Urabstimmung sind wir erneut auf die Geschäftsführung zugegangen. Die Entscheidung, ob wir uns am Verhandlungstisch wiedersehen, oder ob dieser Konflikt weiter eskaliert, liegt bei unseren Geschäftsführern“, erklärte Julian Weinz, Mitglied der NGG-Tarifkommission und Betriebsratsvorsitzender.
Es soll aber eine Notdienstvereinbarung geben, die sichert, dass technisch sensible Bereiche nicht bestreikt werden, dazu zählen etwa Kühlanlagen.
Seitdem Gilde 2016 von der Brauereigruppe TCB übernommen wurde, gelten Tarifbedingungen laut NGG nur noch für rund die Hälfte der Mitarbeiter. Das Management will nach Angaben von Anfang Oktober zunächst die Brauerei umstrukturieren, bevor sie weiter verhandelt. Gilde schreibt seit Jahren Verluste.
TCB-Geschäftsführer Mike Gärtner sah zuletzt keinen Spielraum, um die Forderungen der Gewerkschaft zu erfüllen: „Wir haben seit der Übernahme bis Ende 2018 rund 15 Millionen Euro Verluste verbucht und werden auch in diesem Jahr keine schwarzen Zahlen schreiben“, sagte er der HAZ. Die hohen Altgehälter seien nicht mehr marktkonform.
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Von RND/lni/se