HAZ-Glosse Lüttje Lage: Vom Unkrautzupfen zum neu verlegten Gartenweg

Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Heißt es. Manchmal entwickeln die Aufgaben aber auch ein Eigenleben. Und dann wachsen sie in einem Tempo, dass man kaum hinterherkommt. Zu spüren bekam ich das vergangene Woche, als der Sommer für ein paar Tage in Hemmingen „Hallo“ sagte. In unserem Gärtchen hinter dem Haus. Wildkräuter müssen aus den Fugen: Durch diesen Garten verläuft ein mit Granitsteinen gepflasterter Weg. Den hatten wir jahrelang mit Füßen getreten, dementsprechend sah er aus. Also machte ich mich daran, wenigstens die größten Wildkräuter, die sich in den Fugen breit gemacht hatten, herauszurupfen. Länger als ein halbes Stündchen wollte ich dafür nicht investieren. Doch nachdem ich die größten Exemplare von Spitzwegerich, Sternmiere und Sauerklee entfernt hatte, waren plötzlich die mittelgroßen die größten. Also mussten auch sie weichen. Ein dritter Durchgang schließlich machte den ganz winzigen Wildkräutern den Garaus. Vier Stunden später war das Werk vollendet. Dachte ich. Kräftige Dusche für die Steine: Nun aber meldeten sich die Granitsteine selbst zu Wort. In drei Farben seien sie einst verlegt worden, erzählten sie mir, aber mit der Zeit in einheitlichem Grau versunken. Also griff ich zum Hochdruckreiniger und verpasste ihnen eine kräftige Dusche, um Flechten, Moose und Dreck zu entfernen. Danach machte ich – dank des hochgeschleuderten Allerleis – zwar dem Wunschpunkt-Sams aus dem Kinderbuch alle Ehre, doch die Steine schimmerten nun wieder in Rot, Gelb und Anthrazit. Restlos zufrieden war der Pfad damit aber immer noch nicht. „Schau dir die vielen Senken auf meinem Weg an, in denen sich ständig angespültes Erdreich sammelt“, rief er mir zu. Also besorgte ich ein paar Säcke mit Splitt und Brechsand, hebelte an die 200 Granitsteine aus ihrem Bett und verlegte sie neu. Einen Abschluss fand das Projekt Unkrautzupfen dann schließlich nach vier Tagen. Lüttje Lage: Hier finden Sie weitere lustige Texte aus unserer Serie Diese Woche will ich ein wenig Ordnung in meinen Werkzeugschrank bringen. Ich hoffe, das Ganze endet nicht damit, dass ich ein paar neue Regale installiert und die Kellerräume frisch gestrichen habe. Von Michael Zgoll