HAZ-Kommentar von Heiko Randermann zu neuen Dezernenten im Rathaus von Hannover

Die Älteren werden sich erinnern: Es gab mal eine Zeit, da war in Hannovers Rathaus jeder Dezernentenposten besetzt. Zuletzt im September 2017 wies die Verwaltung eine lückenlose Führungsmannschaft auf, doch einen Monat später begann die Rathausaffäre mit der Aufforderung an den damaligen Personal- und Kulturdezernenten Harald Härke, sein Amt zur Verfügung zu stellen. Seither ist die Verwaltungsspitze unvollständig – zu viel Arbeit wird auf zu wenig Köpfe verteilt. Dass diese Zeit nun endet, ist überfällig. Doch das Signal, das von dieser Neubesetzung ausgeht, reicht über ein bloßes Auffüllen der Reihen hinaus. Allein, dass die Führungsmannschaft wieder komplett ist, ist erst einmal eine gute Nachricht für die Stadt. Natürlich merkt kaum ein Bürger unmittelbar, dass eine fachliche Chefin oder ein Chef fehlt – aber indirekt sind die Folgen der Lücken in der Chefriege seit Langem zu spüren. Weil sie die Fähigkeit der Verwaltung einschränken, auf Probleme zu reagieren. Von überfälligen Reformen ganz zu schweigen. An Baumanns Erfolg wird Onay sich messen lassen müssen: Doch dass Oberbürgermeister Belit Onay und die Grünen mit der Neubesetzung nicht einfach den Status quo ante Rathausaffäre wiederherstellen wollen, zeigt sich in der Nominierung von Lars Baumann als neuem Personaldezernenten. Es soll offenbar kein Zurück geben zum klebrigen Mauscheln der Härke-Ära, deren interne Deals letztlich dazu führten, dass die Rathausaffäre und der frühere Oberbürgermeister selbst vor Gericht landeten. Auch die oft wahrgenommene Gemütlichkeit dieser Tage soll der Vergangenheit angehören: Hannovers Verwaltung müsse agiler werden, hatte Onay schon kurz nach Dienstantritt gefordert. Der IT-Fachmann und Unternehmensberater Baumann ist derjenige, der dieses Versprechen umsetzen soll. Für Onay ist das keine Kleinigkeit: An der Frage, ob es ihm gelingt, die 11.000 Köpfe starke Verwaltung der Landeshauptstadt zu reformieren, wird er sich messen lassen müssen. Lesen Sie auch: Dieser Mann soll Hannovers Verwaltung bürgerfreundlicher machen Denn die Liste der Aufgaben, die Ratspolitik und Verwaltung anzupacken haben, ist lang: Es hat erste Verbesserungen gegeben, aber immer noch hinkt die Leistungsfähigkeit der Stadt Hannover beim Bürgerservice hinter den Angeboten der Nachbarstädte hinterher. Und für zukunftsweisende Projekte wie eine intelligente Verkehrswende braucht es frische Ideen – und neue Arbeitsweisen ohne den Mief der alten Zeit. Neue Besen kehren gut, heißt es. Der Stadt wäre es zu wünschen. Lesen Sie auch Drei Dezernenten für Hannover: Neue Führungsmannschaft für das Rathaus steht Einigung im Rathaus Hannover: Rat wählt am 24. September neue Dezernenten Rathaus Hannover: Wer wird im kommenden Jahr Stellvertreter des Oberbürgermeisters? Hannover: So denken HAZ-Leser über die Arbeit im Rathaus Von Heiko Randermann