Hannover: Darum kennt Tomtom schon die Loebensteinstraße

Warum haben Kartenprogramme von Apple sowie Navigationsgeräte von Tomtom die Umbenennung der Hindenburgstraße in Loebensteinstraße bereits vollzogen? Die Frage beschäftigt nicht nur die Mitglieder des Bezirksrats Mitte, die eine Entscheidung über den neuen Namen Anfang der Woche vertagt haben. Auch die Stadt Hannover konnte sich die vorauseilende Umbenennung nicht erklären. Jetzt hat sich Tomtom, ein niederländischer Hersteller von Navigationssystemen und ein Anbieter von Geodaten, bei der HAZ-Redaktion gemeldet und liefert des Rätsels Lösung: Eine künstliche Intelligenz (KI) zog falsche Schlüsse aus ihrer Internetrecherche. KI hat Internet durchforstet: Tomtom erhält die Daten für seine Karten aus unterschiedlichen Quellen. Dazu gehören nach Angaben des Unternehmens Katasterämter und offizielle Meldungen von Kommunen. Zudem wertet ein komplexer Algorithmus – eine künstliche Intelligenz – Luftaufnahmen aus und durchforstet das Internet nach relevanten Berichten. „Die Umbenennung der ,Hindenburgstraße’ in ,Loebensteinstraße’ im Zooviertel Hannover ist aufgrund von Veröffentlichungen im Internet veranlasst worden“, sagt Tobias Kuderna, der für Tomtom die Pressekommunikation pflegt. Aus Meldungen aus dem vergangenen Jahr unter anderem auf haz.de habe die KI geschlossen, dass die Hindenburgstraße bereits einen neuen Namen trage. „Hindenburgstraße“ als Suchbegriff bei Tomtom noch möglich: Daraufhin hat Tomtom die Bezeichnung Loebensteinstraße als Standardnamen in das Kartenmaterial eingesetzt, Hindenburgstraße blieb als „Alternativname“ erhalten. „Das bedeutet, dass Kartennutzer noch die Hindenburgstraße als Suchbegriff eingeben können und dann zum Zielort navigiert werden“, sagt Kuderna. Der Konzern Apple wiederum greift für seine Kartenprogramme unter anderem auf Informationen von Tomtom zurück. Daher finden auch iPhone-Nutzer die Loebensteinstraße in ihrem Kartendienst. Mithilfe der Karten-App ist es aber nicht mehr möglich, die Hindenburgstraße zu finden. Die Straße ist bei Apple ausradiert. Das könnte sich jetzt wieder ändern. Hindenburgstraße bei Tomtom wieder an erster Stelle: Der Navi-Dienstleister Tomtom hat seinen Fehler korrigiert und den Namen Hindenburgstraße in den Datenbanken wieder an erste Stelle gesetzt. „Es kann jedoch bis zu sechs Monate dauern, bis die Änderung für Nutzer sichtbar wird“, sagt Kuderna. Das könnte dazu führen, dass Kartenprogramme wieder die Hindenburgstraße anzeigen, obwohl die Prachtstraße im Zooviertel längst den Namen Loebensteinstraße trägt. Lesen Sie auch Hindenburgstraße in Hannover: Umbenennung vertagt - aber Kartenprogramm von Apple zeigt schon neuen Namen Hannover: Neuer Name für Hindenburgstraße - wer war Lotte-Lore Loebenstein? Der Bezirksrat Mitte wird im März aller Voraussicht nach einen Beschluss fassen. Dann müsste die Kartentechnik ein weiteres Mal korrigiert werden. Vermutlich ist es für Tomtom-Nutzer und iPhone-Besitzer ratsam, in den kommenden Monaten beide Namen im Hinterkopf zu behalten. Von Andreas Schinkel