Hannover: Das sind die Gewinner beim Fotowettbewerb #MeinMühlenberg

Sie leben in Mühlenberg, Bornum, Wettbergen oder im hannoverschen Umland: 270 Menschen haben beim Fotowettbewerb #MeinMühlenberg mitgemacht, den Studierende der Fakultät für Architektur und Landschaft der Leibniz-Universität Hannover Anfang dieses Jahres ausgerichtet haben. 42 Fotos schafften es in die engere Auswahl und sind ab sofort als großformatige Drucke im Stadtteilzentrum Weiße Rose zu besichtigen. Dort überreichte Hannovers Bürgermeister Thomas Hermann – er ist Vorsitzender der Preisjury – jüngst den Gewinnern ihre Auszeichnungen. Alle Teilnehmer hätten die Vielfalt gezeigt, die den Mühlenberg ausmache, lobte Hermann. „Das ist eine gute und wichtige Öffentlichkeitsarbeit für diesen Stadtteil.“ Ein Stadtteil mit Licht und Schatten: Mühlenberg gilt als Stadtteil, in dem Licht und Schatten besonders dicht beieinanderliegen. Gutbürgerliche Pionierfamilien bezogen Mitte der 1960er-Jahre die ersten Eigenheime; ihnen folgten in den neuen Hochhaustürmen später Familien aus einfacheren Verhältnissen – Mühlenberg entwickelte Orte, die kritische Beobachter als „soziale Brennpunkte“ bezeichnen. Viele Anwohner sehen das als Stigmatisierung. Und dennoch: Dass der Stadtteil in das Bundesprogramm „Soziale Stadt“ aufgenommen wurde, hat auch mit Missständen zu tun – mit Modernisierungsstau in zahlreichen Hochhäusern etwa oder mit sozialer Ungleichheit. Als Schritte in die richtige Richtung empfinden Anwohner und Lokalpolitiker deshalb, dass das kommunale Wohnungsunternehmen Hanova jüngst alle 466 Wohnungen am Canarisweg erwarb und die Atmosphäre dort verbessern will. Erleichterung herrscht im Stadtteil auch, seit die Stadt mit Millionenaufwand die Betreuung von Kita-Kindern neu ausrichtet. Derzeit entsteht an der Beckstraße ein neues Familienzentrum. Ein lohnenswerter Forschungsort: Der Mühlenberg ist ein aufschlussreiches Forschungsobjekt. Den Fokus auf die Einwanderung und das Zusammenleben von verschiedenen Kulturen legt das bis Herbst 2021 laufende Projekt Migration und Sicherheit in der Stadt (Migsst). Ein bundesweit arbeitender Forschungsverbund diverser Einrichtungen erforscht neben Mühlenberg weitere Wohnquartiere in Deutschland. Und an der Leibniz-Universität beschäftigten sich im vorigen Wintersemester der Professor Tim Riniets und sein Mitarbeiter Sebastian Bührig unter anderem mit der Tatsache, dass Nachbarschaft ebenso wichtig wie zerbrechlich sein kann. Ihren Architekturstudenten erschien der Mühlenberg als lohnenswerter Forschungsort. Statt trockene Daten zu erheben, entschieden sie sich für einen offenen Fotowettbewerb. Jeder Teilnehmer durfte seinen persönlichen Blick auf den Mühlenberg festhalten. Auf der Internetseite www.meinmuehlenberg.de wird die Bildauswahl hochgeladen; die Ausstellung selbst können Besuchergruppen der Weißen Rose nach Anmeldung unter Telefon (0511) 16 84 96 12 besichtigen. Die Bilder zeigen viel Architektur: Die Sparkasse, das Wohnungsunternehmen Vonovia und die Katholische Pfarrgemeinde St. Maximilian Kolbe statteten das Projekt mit einem Preisgeld aus. Viel Architektur, darunter vor allem der Canarisweg, ist auf den Bildern zu sehen, aber auch der grüne Gürtel Mühlenbergs, Graffiti mit Anti-Nazi-Sprüchen oder das Leben am Mühlenberger Zentrum. Und dann ist da noch das Siegerfoto der jungen Fotografinnen Eliza und Johanna, die ihren Nachnamen lieber nicht nennen möchten. Sie begleiteten eine ehrenamtliche Helferin der katholischen Kirchengemeinde beim Packen einer Lebensmitteltüte für die Hannöversche Tafel. Das Schwarz-Weiß-Bild zeige beide Seiten Mühlenbergs, lobte Jury-Leiter Hermann. „Es gibt dort sowohl Hilfsbedürftigkeit als auch Hilfsbereitschaft. Sie sind zwei Seiten einer Medaille.“ Lesen Sie auch Sanierungsprogramm für Mühlenberg: Trotz Corona gehen die Arbeiten im Mühlenberg weiter Von Marcel Schwarzenberger