Hannover-Döhren: So funktioniert die Saatgut-Tauschbox für garten-Fans

Es ist wieder an der Zeit, Gärten, Balkone und Hinterhöfe zu bepflanzen. Inzwischen sind die Gartenabteilungen der Baumärkte wieder geöffnet. Wer aber auf der Suche nach samenfestem Saatgut ist und ein Projekt aus der Nachbarschaft unterstützen möchte, wird im Vorgarten in der Bothmerstraße 20 in Döhren fündig. „Seit Ende Februar ist in unserem Vorgarten ein Saatgutverteiler mit samenfestem Saatgut von Tomaten, Bohnen und Zuckererbsen installiert“, sagt Andrea Kurtz. Hier können Interessierte kostenfrei kleine Tütchen mit Saatgut gegen eigene Blumen- und Gemüsesamen eintauschen. Die Verteilerbox Marke Eigenbau ist ein Weihnachtsgeschenk: Ihr Sohn hat die Saatgutverteilerbox selbst gebaut und ihr zu Weihnachten geschenkt, sagt Kurtz. Die Idee für die Tauschbox habe sie von dem gemeinnützigen Verein Machbar aus Hamburg. „Das fand ich so cool, dass ich das auch machen wollte“, berichtet sie. Die Hälfte der selbst gezogenen Samen stammt von Blumen aus ihrem Garten – von Drachenkopf über Königskerze und Tagetes bis zu Zinnien. Die andere Hälfte habe sie von Gemüse aus ihrem Kleingarten in der Leinemasch gezogen, wo sie größere Hochbeete hat. „Tomaten, Stockrosen, Lanzenrittersporn und Tagetes sind sehr beliebt“, sagt Andrea Kurtz. Sie müsse die Box jeden Tag auffüllen. Die ersten Nutzer der Tauschbox haben bereits Samen von Stockrosen, Sibirischer Hauspaprika, Gewürztagetes und Chilipfeffer zurückgebracht. Eine Nachbarin habe Fenchelsamen beigetragen und eine andere Dame habe bei ihr geklingelt und einen großen Kasten voller Stockrosensamen gebracht. Andrea Kurtz bietet selbst Wildkräuterseminare – mit Kräutern und Saatgut kennt sie sich aus. „Samenfestes Saatgut ist im Vergleich zu Hybridsamen robuster, widerstandsfähiger und anpassungsfähiger“, sagt sie. Samenfest bedeute, dass das Saatgut von den kräftigsten, fortpflanzungsfähigen Pflanzen genommen werde, sagt die Kräuterkundlerin. Die F1-Hybride aus dem Supermarkt erzielten zwar höhere Erträge und hätten eine einheitliche Qualität. Der Nachteil der Hybridsamen sei aber, dass mit ihnen in der Folgegeneration der Ertrag und die Qualität stark sinken. Deshalb werden sie nicht für den Wiederanbau genutzt. Das sei beim samenfesten Saatgut anders. „Ich weiß, dass aktuell nicht jeder Saatgut hat“, sagt Kurtz. Es sei aber auch kein Problem, wenn Interessierte das eigene Saatgut im Spätsommer oder Herbst zur Box bringen. Leere Tüten für die selbstgezogenen Samen liegen in der Box. Die kleinen Papiertütchen sind auch mit Hinweisen versehen, wie tief die Samen eingesät werden müssen und ob es sich um Kalt-, Licht- oder Dunkelkeimer handelt. „Ich fände es toll, wenn die Auswahl in Zukunft immer vielfältiger wird“, sagt Kurtz. Die Box soll ganzjährig stehen bleiben und im Winter abgedeckt werden. Von Lisa Eimermacher