Hannover: Einbrecher rasen mit gestohlenem Auto in Juwelierladen am Kröpcke

Spektakulärer Einbruch mitten in Hannover: Drei Unbekannte sind in der Nacht zu Mittwoch mit voller Wucht mit einem Wagen in ein Juweliergeschäft am Kröpcke gerast. Anschließend erbeuteten die Täter Schmuck, Uhren und andere Wertsachen im vermutlich mindestens sechsstelligen Bereich. Besonders perfide: Das Tatauto stahlen die Einbrecher nach HAZ-Informationen kurz zuvor aus dem Carport eines Ehepaars in Ahlem. Die Fahndung nach den Dieben dauert an. Das Sicherheitsglas der Eingangstür des kleinen Juweliergeschäfts an der Ecke zur Kröpcke-Passage (Eingang Rathenaustraße) ist gesplittert, der Rahmen völlig verzogen. An einer Scheibe daneben ist ebenfalls zu erkennen, wo der Mazda rückwärts ins Geschäft donnerte. Die Schäden lassen erahnen, mit welcher Wucht die Täter vorgingen. Auf dem Boden sind sogar noch Reifenspuren zu sehen. „Zwischen Einbruch und Flucht lagen gerade einmal vier Minuten“, sagt Polizeisprecher Marcus Schmieder. Der Alarm wurde um 4.50 Uhr ausgelöst, bereits um 4.54 Uhr waren die Täter mit dem Mazda CX5 wieder verschwunden. Täter haben sich „gütlich bedient“: Juwelier Lutz Huth berichtet der HAZ, der Beutezug habe „erheblichen Schaden“ verursacht. Die drei Unbekannten nahmen innerhalb der vier Minuten reichlich Schmuck mit. Zur genauen Höhe schweigt der Inhaber allerdings, am Mittag war er noch immer mit der Analyse befasst. Der Juwelier bietet seit 1980 neben Schmuck auch Uhren und Antiquitäten in Hannover an. Während des Lockdowns ist der Laden zwar geschlossen, doch auf der Website gibt Huth weiter einen Einblick ins Sortiment. Unter anderem führt das Geschäft demnach teure Rolex-Uhren mit einem Kaufpreis von fast 58.000 Euro oder Smaragdringe im Wert von 53.000 Euro. Vermutlich half der Lockdown gleichzeitig dabei, relativ leicht zuzuschlagen. „Der Bereich hier ist ab 18 Uhr so gespenstisch ruhig wie in einem Gewerbegebiet“, sagt Heiner Bockhorst, der gegenüber vom Juwelier ein Möbelgeschäft betreibt. Seiner Auffassung nach sei es „keine Schwierigkeit“, schnell und unbemerkt einzubrechen – und genauso rasch wieder zu verschwinden. Das Juweliergeschäft Huth wurde bereits im Februar 2016 auf spektakuläre Weise ausgeraubt. Damals entführten vier Männer der serbischen „Pink Panther“-Bande eine 73-jährige Mitarbeiterin, um an den Tresorcode zu kommen. Ein 32-Jähriger schoss während der Flucht auf die Polizei, er wurde später zu zehn Jahren Haft verurteilt. Einbruch scheint geplant: Vieles deutet darauf hin, dass die aktuelle Tat ebenfalls geplant war. Die Gesuchten stahlen im Vorfeld einen dunkelblauen Mazda CX5 aus Ahlem. „Um 8 Uhr stand plötzlich die Polizei an meiner Tür“, sagt Dieter Kliemchen. Die Beamten konfrontierten den 79-Jährigen direkt mit dem Einbruch drei Stunden zuvor. „Eine Dreiviertelstunde sind sie geblieben“, sagt Kliemchen. Bis zum Polizeibesuch hatte er gar nicht bemerkt, dass der dunkelblaue SUV aus seinem Carport verschwunden war. Ob das Auto des Ehepaar zuvor ausgekundschaftet oder zufällig gewählt wurde, ist offen. Die Polizei kam auf den Rentner, weil die Überwachungskamera des Juweliergeschäfts direkt auf den Eingang gerichtet ist und den Einbruch filmte – mitsamt Autokennzeichen. Der 79-Jährige konnte laut Polizeisprecher Schmieder aber glaubhaft versichern, mit der Tat nichts zu tun zu haben. Das Fahrzeug mit dem Nummernschild H-DK255 ist allerdings weiterhin verschollen. Es ist ungewiss, ob die Täter mit dem demolierten Wagen flohen oder ihn irgendwo parkten und in ein anderes Fluchtauto umstiegen. Die Polizei bittet unter Telefon (0511) 1092820 um Zeugenhinweise. Von Peer Hellerling