Auf den ersten Blick sieht die Szenerie aus wie der Berggarten bei Sonnenaufgang. Doch das Foto, auf dem Farne, Astern und Rudbeckien vor der Kulisse stattlicher alter Bäume eine prächtige Herbstlandschaft bilden, ist im englischen Norfolk entstanden, aufgenommen von Richard Bloom in den Bressingham Gardens. Gleichwohl ist die Aufnahme des Briten nun im Berggarten zu sehen: Es ist eine von 60 preisgekrönten Fotografien, die zu den besten Gartenfotos der Welt zählen und auf 26 großformatigen Schautafeln im Schmuckhof gezeigt werden.
Internationales Renommee Herrenhausens
Herrenhausen-Chef Ronald Clark ist stolz darauf. Denn die Sieger-Fotos des renommierten Wettbewerbs „International Garden Photographer of the Year“ (IGPOTY), die eine Experten-Jury jedes Jahr in Zusammenarbeit mit den berühmten Kew Gardens in London ermittelt, werden zunächst dort in der britischen Metropole ausgestellt. Dass nun auch die Besucher des Berggartens die Aufnahmen betrachten können, sei eine große Auszeichnung, betont Clark. „Die Briten haben bei uns angefragt – das ist ein Beleg für das internationale Renommee der Herrenhäuser Gärten.“
Präsentiert werden die Werke der Profi- und Hobbyfotografen auf wetterfesten Tafeln, die im Subtropenhof des Schmuckhofes aufgehängt sind. Die Kübelpflanzen, die dort in den Sommermonaten stehen, sind im Winterquartier. Darum haben die Besucher viel Platz, um die Fotografien aus unterschiedlichen Blickwinkeln anzuschauen.
Gärten aus allen Teilen der Welt
Darunter sind Gartenlandschaften aus allen Teilen der Welt – ob England, Italien, Australien, Indonesien oder Kanada. Auch eine Szenerie aus dem berühmten Nationalpark Torres del Paine im chilenischen Teil Patagoniens ist zu sehen; die durch Gletscherfjorde geprägte Landschaft sieht auf dem Foto von Andrea Pozzi aus wie eingefroren. Wie die Natur sich die Stadt zurückerobert, zeigt Joel Porterfield mit seiner Aufnahme von einer grünen Insel, die auf einer alten Eisenbahnlinie inmitten Chicagos entstanden ist.
Andere Fotografen zeigen, wie die Tiere mit der Pflanzenwelt harmonieren: Da gibt es einen Siebenschläfer, der sich nach Holunderbeeren streckt, Eintagsfliegen auf einer Blüte beim Turteln oder Stare auf einem verschneiten Gartenwasserhahn. Manche Aufnahmen wirken wie barocke Stillleben oder sind kunstvoll inszeniert, obwohl sie die Natur abbilden. Das gilt auch für das Werk der US-Amerikanerin Kathleen Furey: Sie hat zwei verschlungene Lotuspflanzen wie ein Tango tanzendes Paar in Szene gesetzt.
Weitere Ausstellungen 2020 und 2021
Auch 2020 und 2021 würden die Fotos der künftigen IGPOTY-Sieger im Herbst im Berggarten ausgestellt, kündigt Gartendirektor Clark an. Und im kommenden Jahr sind sogar Aufnahmen aus Hannover dabei: Die Juroren der Kew Gardens haben eine eigene Wettbewerbskategorie für die Herrenhäuser Gärten eingeführt – bis Ende Oktober konnten sich Fotografen mit ihren Aufnahmen dafür bewerben.
Die Ausstellung ist bis zum 30. April 2020 im Subtropenhof des Berggartens zu sehen, täglich ab 9 Uhr bis zu den Schließzeiten. Der dazugehörige Fotoband ist im Schlossmuseum für 30 Euro erhältlich (alle Texte in Englisch).
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Von Juliane Kaune