Hannover: „Maschseemörder“ veröffentlichte Songs und Bücher aus der Haft heraus

Alexander K. ist als sogenannter Maschseemörder in Hannovers Kriminalgeschichte eingegangen. Im Herbst 2013 verurteilte das Landgericht den damals 25-Jährigen wegen Mordes zu zwölf Jahren Haft und zur Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus. Er hatte die Gelegenheitsprostituierte Andrea B. aus „Mordlust“ getötet, ihre Leiche zerstückelt und Teile davon im Maschsee versenkt. Zuvor hatte er in Gedichten und Songs seine Gewaltfantasien ausgelebt und die Werke online veröffentlicht. Jetzt kommt heraus: K. hat eine Zeit lang weitere Liede und Texte veröffentlicht – offenbar aus der Haft heraus. Plötzlich tauchen neue Songs auf: Der Youtube-Kanal des verurteilten Mörders war nach dem Bekanntwerden der Tat gelöscht worden. Im Jahr 2017, K. saß zu diesem Zeitpunkt bereits vier Jahre in Haft, tauchten dort allerdings neue Songs auf. In den Tracks verarbeitete Alexander K. offenbar seine Erfahrungen im Gefängnis. „Vor meinem Fenster spielt ein einsamer Geiger das traurige Lied der Psychiatrie“, heißt es in einem der Stücke. K. selbst bezeichnet seine Musik als „Rap und Rock aus dem Knast“. Roman bei Amazon erhältlich: Ein Jahr später, im Sommer 2018, veröffentlichte K. unter einem Pseudonym darüber hinaus eine Romantrilogie über Serienmörder und Psychopathen. Die Bücher sind beim Onlinehändler Amazon für je 13,50 Euro bis heute gelistet und können, anhand der ISBN-Nummer, in jedem Buchladen bestellt werden. „Unverständige lehren, Unbelehrbare ängstigen“ wolle er mit den Büchern, wie K. selber schreibt. Auf seinem Instagram-Kanal brüstet er sich mit seinen Taten: „Es war wirklich harte Arbeit für mich und für die Menschen, die mir helfen, das alles zu schreiben, herauszuschmuggeln und zu veröffentlichen“, heißt es in einem Beitrag. Nach Ansicht von Rechtsanwältin Nicole Thiele, die im Prozess gegen den Maschseemörder die Familie des Opfers vertreten hatte, muss dringend geprüft werden, wer K. bei der Veröffentlichung der Texte unterstützt hat und was mit dem Geld passiert, das der Verurteilte damit eingenommen hat. „Wer hat das Konto eröffnet, auf das die Einnahmen aus den Verkäufen fließen? Hat er Werbeeinnahmen wegen seines Youtube-Kanals? All diese Fragen müssten geklärt werden“, sagt Thiele. Das zuständige Ministerium äußert sich nicht: Dem Justizministerium Niedersachsen sind in diesem Fall die Hände gebunden. K. sei damals nicht nur zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden, das Gericht habe auch seine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet, teilt das Ministerium auf Anfrage mit. Diese Maßregel werde seither vollstreckt, Herr K. befinde sich also nicht im Justizvollzug, sondern im sogenannten Maßregelvollzug. Dafür sei das Sozialministerium zuständig, heißt es in der Mitteilung weiter. Das Sozialministerium hat sich bislang nicht zu dem Fall geäußert. Hinweise auf mögliche zweite Tat in Rap-Video versteckt? Bereits unmittelbar nach der Festnahme von K. hatte sich die Kripo mit den Texten und Songs des Verdächtigen befasst. Denn in einem der Videos, auf das die Ermittler im Netz gestoßen waren, geht es um den Mord an einer Frau, die präzise beschrieben wird. Der Text handelte von einer blonden Frau, die ihre Haare zum Zopf gebunden hat und eine Brille mit dicken Gläsern trägt. Diese Beschreibung passte auf die 24-jährige Monika P. Sie verschwand am 31. Dezember 2009, wenige Tage später fanden Spaziergänger Teile ihres Leichnams unter der Legionsbrücke in Linden-Süd. Dieses Verbrechen ist bis heute nicht aufgeklärt. Die weiteren Ermittlungen führten aber zu keinen handfesten Beweisen, um K. auch dieses Verbrechens zu beschuldigen. Von Tobias Morchner