Hannover-Musiker Malte Hagemeister für Grammy nominiert

Mit der hannoverschen Band Be hat der Gitarrist Malte Hagemeister in der Mitte der Neunzigerjahre einige Prominenz erfahren. Die Funkband mit Rapper Gregor Blumenthal gewann den damaligen „Local Heroes“-Wettbewerb, hatte moderaten Charterfolg, das „Black Rain“-Video war bei MTV und VIVA zu sehen, es gab eine „Comet“-Nominierung als bester Newcomer. Aber nach zwei Alben war das Kapitel Be beendet. Irgendwann entschloss sich Hagemeister, sein Glück in Los Angeles zu suchen. Da, wo sich die Stars tummeln. Es hat es Gefunden. Für eines seiner jüngsten Projekte ist Hagemeister mit weiteren Mitstreitern jetzt für die Auszeichnung mit einem Grammy nominiert. Das ist ein Adelsschlag, auch wenn der Preis am Ende an jemand anders geht – denn unter den Konkurrenten sind Stars. Michelle Obama beispielsweise. Klassikorchester mit post-urbaner Grenzperkussion: Das Projekt, dass Hagemeister solche Aufmerksamkeit beschert, ist eines der Sorte „Das wäre Klasse, aber das ist zu aufwendig, das klappt nie“. Aber es hat geklappt. Hagemeister und sein Mitstreiter Christian Nord – sie firmieren unter California Music – haben als Produzenten den Poetry-Slammer Sekou Andrews und ein fast 50-köpfiges Avantgarde-Orchester (Hagemeister spielt auch Gitarre) zusammengebracht. Zur Besetzung gehören klassische Streicher, Pop-Musiker und dies und das, was sich unter post-urbane Grenzperkussion zusammenfassen lässt. Unter dem Titel „The String Theory“ haben sie ein Doppelalbum aufgenommen und eine Welt-Tournee absolviert. Das brachte ihnen jetzt die Grammy-Nominierung in der Rubrik „Spoken Word Album“ ein. Die ist nicht so prominent wie Song oder Album des Jahres. Aber in der Kategorie für Poeten, Hörbücher und Geschichtenerzähler sind neben Hagemeisters Projekt unter anderen Autor John Waters „Mr. Know It All“, das „Beasty Boys Book“ und eben die frühere US-First-Lady Michelle Obama mit ihren Memoiren („Becoming Michelle Obama“) nominiert. Songs für „Grey’s Anatomy“, Red Bull, Nike und die Nasa: Grenzen verschieben. Das ist so ein bisschen das Ding von Hagemeister und Nord bei California Music. Sie sind, das Meer liegt nahe, auch Surfer, Umweltaktivisten. Sie waren irgendwie als Kind schon Hipster. Die Musik, die sie für Künstler von Weltrang produziert haben, hat ihnen acht Millionen Alben verkauft. Sie haben Songs in „Grey’s Anatomy“ und Netflix-Serien untergebracht, sie haben Were-Soundtracks für Mercedes, Red Bull, Nike und die Nasa aufgenommen. Und immer wieder Filmsoundtracks. Neben 60 Gold- und Platin-Alben stehen bei California Music womöglich auch irgendwo die zwölf Löwen von den Filmfestspielen in Cannes im Regal. Grammy-Verleihung am 26. Januar: Am 26. Januar ist die Grammy-Verleihung. Roter Teppich, Star-Remmidemmi, insgesamt 84 Kategorien. Ob Hagemeister in der 56. davon schließlich mit dem goldig glänzenden Grammophon als Trophäe auf der Bühne steht? Abwarten. Ob die Karriere des inzwischen fünffachen Vaters damit einen Höhepunkt erreicht? Sicher. Ob die Karriere mit oder ohne Grammy allein durch die Nominierung einen weiteren Schub erhält? Sehr wahrscheinlich. Die Nominierungen in den wichtigsten Kategorien legen nahe, dass am Morgen nach der rauschenden Grammy-Nacht vor allem über Bon Iver und Billie Irish gesprochen wird. Das Video zum Be-Song „Black Rain“: So sah das in den Neunzigerjahren bei Be aus. Malte Hagemeister kommt auch darin vor, er ist der Gitarrist mit den Stricknadeln in der hochgesteckten Frisur. Die Bildqualität ist zu entschuldigen. Damals filmte man ja quasi noch auf Zelluloid, Smartphones und Youtube waren noch Jahrzehnte entfernt. Lesen Sie auch: Hagemeisters Be-Bandkollege Sascha Schmidt macht Theater und Filme: Hier seine Dokumentation über die Hanomag Von Volker Wiedersheim